Schwarzwasser, BE
Jelinek bekam die Vorlage für ihr Stück „Schwarzwasser“ auf dem Silbertablett geliefert. Die handelnden Personen entlarven sich selbst. Die Realität ist schon selbst die Satire. Umso kabarettistischer fällt dieses Mal die genüssliche Zerlegung dieses brillanten Stoffes durch die Wortverdreherin Jelinek aus. (© Matthias Horn)
Draußen vor der Tür, Berliner Ensemble
Leider ist die Inszenierung zu programmatisch in ihrem Bemühen alles Gefühlige zu vermeiden, um wirklich zu berühren. Regietheater vom handwerklich Feinsten aber mit nur wenig Seele. So wird dieser Text zu Regie-Postulat, das zwar wenig falsch, aber deswegen nicht alles richtig macht.

Einsame Menschen, BE
So stehen hier drei unterschiedliche Frauentypen nebeneinander, alle von heute und alle ebenso gefangen von den Umständen wie einst. Doch auch die Männer kommen nicht besser weg. Auch sie erreichen nicht das, was ihnen vorschwebt. Immer gibt es äußere Umstände, die sie am Fortkommen hindern. Obwohl sie es vielleicht selber sind. So tragen hier alle ihr eigenes Gefängnis mit sich herum. Und können sich folglich auch auf keine tiefergehenden Beziehungen einlassen, denn sie kreisen nur sich selbst. Was vielleicht in der Vogelwelt gelingen könnte, das ist den Menschen anscheinend verwehrt. Die Freiheit, von der sie träumen, gibt es nicht. Sie bleiben einsame Menschen und scheitern an der Verbindung untereinander. Regisseurin Bettina Bruinier bringt den sprachmächtigen, bissigen Text in prägnanten, schnellen Szenen auf den Punkt. Geschickt hält sie mit ihrem exzellenten Ensemble (Sina Martens, Nina Bruns, Corinna Kirchhoff, Gerrit Jansen, Oliver Kraushaar) die Balance zwischen Witz und Abgrund und die Komödie rutscht immer wieder ins Tragische ab. (© Jörg Brüggemann)

Faustus :: 1550 San Remo Drive, Berliner Ensemble
Durch die VR-Brillen, die die Zuschauer:innen sich immer wieder aufsetzen sollen, werden die Perspektiven gewechselt. Sitzen wir zunächst noch auf unseren Plätzen im Rang, so befinden wir uns bald im Körper von Thomas Mann, blicken in die Runde seiner Familienmitglieder, in die Augen seiner Kritiker oder liegen direkt selbst im Laufstall. Zum Schluss sind wir tot. Wir blicken auf unsere bzw. die nackten Füße des gerade verstorbenen Manns. (Foto: Jörg Brüggemann)

It’s Britney, Bitch!, BE
Das klingt nach einem echten Glücksrezept, das die Bühnen-Britney hier von sich gibt. Die Pop-Ikone der späten 1990-er Jahre, die das Leben vieler Jugendlicher prägte, hatte schon als Teenager große Karriere gemacht. Sie performte auf der Bühne ein weibliches Ideal, von dem die Frauen wünschten, es selbst zu erfüllen, und die Männer, so eine Frau zur Freundin zu haben. Ihre Bühnenshows waren ungewöhnlich sexy und freizügig. Unterwarf sie sich damit einem Objektideal oder emanzipierte Sie sich gerade nach eigenen Wünschen davon? Das waren damals noch etwas unübliche Fragen, die sich aber Sina Martens und Lena Brasch in ihrer Arbeit „It’s Britney, bitch!“ stellen- mit einem Blick aus der Gegenwart auf die Vergangenheit. (© JR Berliner Ensemble)

Gittersee, BE
Rebentisch ist eine intelligente Umsetzung des Romans von Charlotte Gneuß gelungen. Sie lebt von der grandiosen Verkörperung der Karin durch Amelie Willberg, die ihre Rolle genau an der Nahtstelle zwischen Verwunderung, Verunsicherung, Verletzung, Aufbegehren und Selbstbestimmung ansiedelt. Eine beeindruckende Leistung, die das Verstehen ihrer Haltung ohne Vorverurteilungen ermöglicht. (© Moritz Haase)