Ich kann nicht gehen, ich kann nicht bleiben
Hin und hergerissen ist sie zwischen der einen Heimat, in der sie nicht mehr leben kann, und der anderen, in der sie immer noch eine Fremde ist. Ihre Konfrontation mit dem Exil macht ihr ihre Wurzeln umso stärker bewusst. Und doch weiß sie, dass es zum Leben in der Fremde keine Alternative gibt: Eine Kindheit zwischen Bomben und Revolutionswächtern versperrt die Rückkehr. Gerade als Frau hat sie keine Wahlmöglichkeit, in der wirklich Freiheit liegen würde. So spricht und tanzt die Exiliranerin, Lyrikerin und Tänzerin Mina Khani von ihrer Zerrissenheit zwischen den Kulturen, die ihr dennoch die Freiheit bescherte, die sie zum Über- und Weiterleben als weibliches Wesen braucht. In ihrer transparenten Strumpfhose und ihrem durchscheinenden engen T-Shirt verbirgt sie wenig. Sie zeigt sich bewusst als mögliches weibliches Opfer, das sich schutzlos den Blicken der Männer aussetzt. Sie wird durchgeschüttelt, hin- und hergeschlagen und eingezwängt von der männerdominierten Gewalt-Gesellschaft, die sie an ihre Hilflosigkeit und Abhängigkeit erinnert. Sie zeigt ihren Schmerz, ihre Trauer und ihre Angst. Sie offenbart sich ganz und liefert sich schutzlos aus. Sie mutet sich und den Zuschauern die großen Emotionen zu. In wunderbar poetischen Bildern erzählt sie von den Schmerzen eine Frau zu sein, von der Definition durch Schönheit, aber auch von ihrem Aufbegehren und von ihrem Willen selbstbewusst gegen diese Welt anzutanzen und sich gerade als schöne Frau einen Freiraum zu erobern. Die eingängige, mitreißende Musik von Pascal Fricke wirkt dabei wie eine Brücke, über die Khani es schafft die Zuschauer in eine fremde Welt zu entführen. Birgit Schmalmack vom 1.11.13
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