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Tartuffe

Tartuffe, Kampnagel


Der Seelenwurm

Wie ein Wurm schlängelt sich Tartuffe in die Seelen seiner Mitmenschen. Er lebt von ihnen als Parasit und geriert sich dabei als Wohltäter. So hat er sich auch in das Herz und Haus des wohlhabenden Orgons eingeschlichen. Die Bedürfnisse seiner Familie vernachlässigt dieser daraufhin konsequent, wenn er nur den „armen Mann“ Tartuffe zufrieden stellen kann. Alle Familienmitglieder sind in heller Aufruhr ob dieses Betrugs, der gefährlich zu ihren Lasten gehen droht. Doch so oft sie Orgon auch die Falschheit des neuen Mitbewohners deutlich machen wollen, bleibt er doch blind für die wahren Absichten des vermeintlich so braven, gläubigen, recht schaffenden Einschleichers. Orgons Ehefrau muss erst zu Mitteln greifen, die sie fast ihre Ehre kosten, bis ihrem Gatten endlich die Augen aufgehen. Doch da ist es schon fast zu spät.
Luc Bondy hat das Moliere-Stück bestechend schön in Szene gesetzt. Der offene Salon des großzügigen, großbürgerlichen Bühnenbildes lässt das Publikum Teil von Argons Hausgemeinschaft werden. Ohne Türen ist er und ohne jede Privatsphäre ist jeder hier, ausgeliefert dem Willen des jeweiligen Herren und zum Schluss sogar des Staates. Das windungsreiche Zusammenspiel vom schlangengleichen Joachim Meyerhoff und der verführerischen, zarten Johanna Wokalek ist ein Hochgenuss. Dem steht die übrige Star-Schauspieler-Riege in nichts nach. Auch der für den erkrankten Gert Voss eingesprungene Michael Maertens macht seine Sache gut. Wieder einmal überaus unterhaltsames, nicht allzu anstrengendes Schauspielertheater, das die Inhalte, seine Darsteller und nicht die Regisseure in den Vordergrund stellt. Dem Publikum auf Kampnagel gefiel’s.
Birgit Schmalmack vom 8.11.13




 

Meyerhoff und Voss in Tartuffe von Ruth Walz

Zur Kritik von

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