Unerwartete Komplikationen
Unerwartete Komplikationen erwarten Lydia , als sie den süßen Troy aus dem New Yorker Cafe, in dem sie kellnert, einfach mit nach Hause nimmt. Er bleibt nicht nur für eine Nacht sondern für zwei Jahre. Doch der junge Student aus ärmlichen Elternhaus kann ihr bei ihrem Hauptproblem nicht helfen: Sie ist dauerpleite. So kommt sie durch eine Zufallsbekanntschaft mit einem vermögenden, schwulen Wallstreetpärchen auf eine verwegene Idee: Sie will sich als Leihmutter verdingen, um sich finanziell zu sanieren. Doch bald merkt sie, dass es nicht nur um ein Ei und eine Spermaspritze geht, sondern um viel mehr. Wie kommt sie mit den Veränderungen ihres Körpers und mit dem Gefühl sich verkauft zu haben klar? Wie Troy damit, dass er ihr nicht mehr nahe kommen darf, um den Erfolg des Unternehmens nicht zu gefährden? Ein? Wie soll das Kind seine Identität klären können, wenn es als schwarzes Baby zu zwei weißen Väter kommt?
Lydia wird klar, dass sie zu dem Ding in ihrem Bauch eine unerwartete und ungewollte Verbindung entwickelt. Sie greift sich den Strick, der um eine Säule im MUT-Theatersaal geknüpft ist, und zerrt an ihm. Wie angekettet fühlt sie sich. Sie wickelt sich das Seil um ihren Bauch, der immer dicker und unbeweglicher wird. Sie fühlt sich wie eingeschnürt; sie kann sich nicht mehr frei bewegen.
Die vielschichtige, pralle Geschichte von Troy und Lydia erzählt Julia Rae Maldonado mit schnellen Schnitten in „Eier“, dem diesjährigen Eröffnungsstück des Festivals Eigenarten. In 45 Minuten werden viele aktuelle Themen angesprochen. Aus völlig unterschiedlichen Perspektiven betrachten die schnodderige, direkte Lydia und der ruhige, überlegten Troy ihre Situationen. In ihren emotionsgeladenen Diskussionen prallen sie aufeinander. Die Regisseurin Rayka Kobiella wählt einfache Mittel, um die Gefühle der Figuren deutlich zu machen. Zur Diashow aus New-York-Impressionen auf der Rückwand der Bühne laufen antreibende Beats. Drei Kisten und eine Leiter reichen, um die Standpunkte der beiden Streithähne zu markieren. Miriam Ibrahim bringt die Impulsivität ihrer Figur durch große Gesten und viel Köpereinsatz zur Geltung. Lamin Leroy Gibba steht als Troy zunächst noch schüchtern neben der überaus starken, raumgreifenden Lydia, gewinnt dann aber parallel zu deren immer größer werdenden Gefühlschaos an Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen.
Birgit Schmalmack vom 25.101.13
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