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Zur Kritik von |
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Tatjana, Hamburgballett |
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Die Entwicklung einer Frau
Tatjana (Anna Laudere) ist ein verträumtes Mädchen, das zu gerne in den Welten ihrer Bücher versinkt. Nicht immer kann sie Wirklichkeit und Fantasie sauber voneinander trennen. So bevölkern ihre Zimmer auch oft die Romanfiguren, von denen sie gerade gelesen hat. Als sie eines Tages dem extravaganten Onegin (Edvin Revazov) begegnet, fügt er sich wunderbar in ihre Regie ihrer bewunderten Traumgestalten ein. In seine elegante Gestalt mit bloßem Oberkörper, blanker Glatze, stahlblauen Augen und seine selbstbewusste Haltung kann sie all ihre Liebesfantasien hineindichten. Sie verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Sie hat keine Scheu ihre Liebe offen zu gestehen. Doch Onegin ist die Aufmerksamkeit aller Frauen und Männer nur zu gewohnt und so weist er das junge Mädchen schnöde zurück. Er flirtet am liebsten mit vielen gleichzeitig und legt sich nie lange fest. Viele Jahre später ist aus Tatjana eine lebenserfahrene, mit einem Prinz (Carsten Jung) verheiratete Frau geworden. Sie ist an ihren Erfahrungen im realen Leben gereift. Onegin hat seinerseits erleben müssen, dass auch seine Selbstgewissheit verletzlich ist. Seit er seinen besten Freund Lenksy (Christopher Evans ) im Duell aus Eifersucht getötet hat, sieht er sein Leben in einem anderen Licht. So auch Tatjana, als er ihr erneut begegnet. Nun ist er es, der ihr seine Liebe anträgt. Obwohl sie ihn immer noch liebt, hat sie die Kraft ihrer Liebe zu entsagen, denn sie weiß inzwischen, dass sein Charakter sie zerstören würde. Puschkin hat in seinem Versroman die Figur des Titel gebenden "Onegin" in den Mittelpunkt gestellt. John Neumeier widmet sich in seinem Ballett der Figur der Tatjana. Er zeichnet den Entwicklungsprozess dieser Frau liebevoll und detailgenau sorgsam über fast drei Stunden nach. Er malt dafür Szenen wie Gemälde auf der Bühne der Staatsoper. Immer neue Tableaus eröffnet er mit wenigen Wandelementen und immer neuen gesellschaftlichen Ereignissen. Tatjana beim Bücherlesen, bei einem Volksfest, in einem Park, bei einem Begräbnis, bei einem Ball, im Wald, beim Träumen und bei ihren Begegnungen mit Onegin. So erklärt Neumeier die Entwicklung von Tatjana aus ihrer Zeit und ihrer Gesellschaft heraus und hebt ihre Geschichte dennoch in die Moderne hinein. So wird aus der verspielten jungen Tatjana eine selbstbewusste, starke, moderne Frau, die selbst einem Onegin Paroli bieten und ihr Leben selbst in die Hand nehmen kann. Edvin Revazov beeindruckt in seiner aalglatten Zerrissenheit, Anna Laudere in ihrer innerlich-verträumten Ausdruckstärke und Christopher Evans mit seiner jugendlichen Energie. Unterstützt wird dieser Ansatz durch die extra für diesen Abend komponierte Musik der die russisch-amerikanische Komponistin Lera Auerbach, die klassisch Klangstrukturen mit modernen Elementen mischt. Birgit Schmalmack vom 21.2.17
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La Bohème, Staatsoper Dialogues des Carmélites, Staatsoper
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