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Das Reich der Kokovoren
August Engelhardt bricht auf zu neuen Ufern. Mit den Pflanzern, mit denen er die Überfahrt nach Übersee antritt und die ebenfalls eine neue Welt in den Deutschen Kolonien erschaffen wollen, hat er allerdings nichts gemein. Er träumt nicht von Wohlstand sondern von einer naturverbunden Lebensweise, die sich ganz auf die ursprünglichen Bedürfnisse des Menschen reduzieren und auf alles Überflüssige verzichten will. Er will sie in der Nähe des Äquators finden, an dem er eine besondere Energiequelle für den Menschen vermutet. Er will einen Sonnenorden auf einer Insel der Kokovaren gründen. Die Kokosnuss hat er als ideale Nahrungsquelle ausgemacht. Die Bühne macht die Positionen auf einfache Art deutlich: Links ein Plastikmüllhaufen der Überflussgesellschaft, in der Mitte ein rein-weißer Strandsandhaufen und rechts ein Berg aus Kokosnüssen. Fünf Reisende sind eingetroffen. In weiß-pastellfarbener schicker Freizeitkleidung könnten sie Kreuzfahrttouristen sein, die sich in die Karibik aufmachen. Ihr Blick auf den versponnener Aussteiger August Engelhardt könnte kaum distanzierter sein. Mit ironischem Unterton schildern sie seine Geschichte und schlüpfen stets für einen kurzen Moment abwechselnd in seine Rolle. Regisseur Jan Bosse macht seine Haltung zu dem Stoff aus Christian Krachts Roman um den Gründer des Sonnenordens auf einer Insel des heutigen Papua Neuguinea schon der Beginn des Theaterabends klar: Im Foyer sitzt Daniel Lommatsch am Stammtisch und verkündet beim Bier seine Thesen. Es sind die von August Engelhardt, die er vor seiner Abreise in seinem Buch „Sorgenfreie Zukunft“ dargelegt hat. Mit fettigen Haaren, löcheriger Weste und nervösen Zucken um den Schnurrbart könnte er auch ein Rechtsnationaler sein, der für die Überlegenheit des deutschen Volkes, das mehr Raum in Übersee gewinnen muss, eintritt. So ist der Rahmen für eine kritische Betrachtung gesteckt. Das Thalia Ensemble aus Sebastian Zimmer, Lommatsch und Jörg Pohl, Marie Löcker und Steffen Siegmund nutzen diesen Spielraum aus: Sie geben dem Affen Zucker, wenn sie die „Wilden“ und den Deutschen, der sich für einen von ihnen hält, karikieren. Wenn dazu dann noch der Mann am Keyboard leise Wohlfühlklänge wie für das abendliche Käptendinner auf der Aida gibt, bekommt das Ganze surreale Züge. Bei August Engelhardt verschwimmt die Grenze zwischen Realität und Traum immer wieder. Auch auf der Bühne des Thalia in der Gaußstraße ist für ein Spiel mit der Wahrnehmungsverschiebung stets gesorgt. Birgit Schmalmack vom 18.5.15
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Zur Kritik von |
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Druckbare Version
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Die Stunde, da wir nichts..., Thalia Platanow, NT Gent
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