(Mikro)ökonomische Weltgeschichte, TIG

Ökonomische Nachhilfe

Einen Schnelldurchlauf durch die Wirtschaftgeschichte der letzten Jahrhunderte - das versucht der Conferencier des Abend, Daniel Lommatzsch, mit einem eineinhalbstündigen Vortrag auf der weißen nackten Bühne zu vermitteln. Statt Lichtbilder oder Powerpointpräsentionen hat er fünfzig Hamburger und vier Schauspielerinnen (Franziska Hartmann, Johanna Link, Marie Löcker, Maria Magdalena Wardzinska) zur Illustration mitgebracht. Erstere mit minimalistischen Bewegungschoreographien, Alltagsgesten, Formationen und geordnetem Gewusel, letztere mit launigen Kurzspielszenen über polynesische Inselbewohner, Adam Smith, geschäftstüchtige Autoren und enteignete Hausbesitzer.
Er erklärt mehr oder weniger bekannte Thesen zur wirtschaftlichen Weltgeschichte wie diese: Die Krise sei die Bedingung für den Kapitalismus, denn Geschäfte lebten von den Risiken und Zinsen seien Angstzinsen. Die Logik der Ökonomie träfe das Ich, weil die Arbeit heute zur Identitätsfindung diene, so wie der Wert der Dinge sich durch der Glanz der erzeugten Begierde und Nachfrage bemesse. Produktivität und Fortschritt sei der zur Zeit kaum hinterfragte Motor der Zukunft.
Der Vortrag von Lommatsch taugt ohne weiteres für einen interessanten Volkshochschulabend, doch die illustratorische Beigaben sind leider so leicht zu durchschauen, dass sie als verzichtbar daherkommen und den Erkenntnisgewinn kaum erhöhen. Für den Unterhaltungswert sorgt da schon eher der ironische Unterton, den Lommatzsch durchgehend anschlägt.
Zum Schluss klopfen sie alle zusammen an den Himmel des wirtschaftlichen Himmels mit „Knocking on heavens door“ an. Ein paar mehr solcher stimmungsvollen Momente hätten den dem Abend von Pascal Rambert und Éric Méchoulan gut getan.
Birgit Schmalmack vom 16.2.15




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