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Zur Kritik von |
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Gespenster |
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Erstarrt unter den Gespenstern der Vergangenheit Dicker Staub liegt auf der Bühne. Alle Möbel sind mit Tüchern verhängt. An der schwarzen Rückwand hängt ein Bild von Kammerrat Alving gleich einer Totenmaske. Am Bühnenrand steht seine Büste. Alles ist wie konserviert. Im diesem Salon lebt schon lange nichts mehr. Pastor Manders kommt. Er predigt von Pflicht zur Aufrechterhaltung der moralischen Ordnung. Doch Frau Alving (Kirsten Dene) konfrontiert ihn mit der Wahrheit. Ihre von ihm auferlegte Pflichterfüllung als Ehefrau hat sie an ihren äußerst umtriebigen, untreuen Ehemann gekettet und dazu verdonnert den Kampf um den Erhalt ihres guten Rufes unermüdlich auszutragen und letztlich ihren Sohn Osvald wegzugeben, als er anfing Fragen zu stellen. Nun ist ihr Sohn wieder da: Ein gebrochener Mann, dem sie sein Recht auf Wahrheit nicht länger verweigern kann. Das hübsche lebensstarke Zimmermädchen Regina (Liliane Amuat), in das er sich verliebt hat, ist in Wirklichkeit seine uneheliche Halbschwester. Doch es ist zu spät: Diese Wahrheit rettet niemanden mehr vor den Gespenstern der Vergangenheit. Die bigotte Ordnung der protestantischen Gesellschaft mit ihrer Verdrängungsbemühungen alles vermeintlich Sündigen dekodiert Henrik Ibsen in seinem düsteren Werk „Gespenster“ sehr genau. Es erscheint wie ein Lehrstück zu den Thesen Freuds. David Bösch, der anlässlich des 10jährigen Jubiläums des Körber-Festivals als sein erster Preisträger ein Gastspiel gab, arbeitet in seiner Inszenierung für die Wiener Burg sehr werktreu. Er bebildert die Szenen psychologisch genau und lässt seinen versierten Schauspielern viel Raum um ihre Charaktere auszumalen. Hier bleiben wenig Fragen offen. Vom Geist der jungen wilden Regie ist bei dem gereiften, erfolgreichen Bösch wenig zu merken. Da bleibt auch der eruptive Ausbruchsversuch Osvalds, wenn er mit nacktem Oberkörper die Büste seines Vaters zertrümmert, nur eine kurzfristige Aufwallung. Das ist bestes psychologisches Schauspielerkammerspiel auf hohem Niveau, nicht mehr und nicht weniger. Birgit Schmalmack vom 14.5.13
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