Zur Kritik von
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WildeWeiteWeltSchau
KlischeeSchau
Rainald Grebe war auf Reisen. Er bereiste so wichtige Eckpunkte der Welt wie die Lausitz, Afrika, Indien, das Emsland, Grönland, und jetzt auch Hamburg. Der vielseitig begabte Entertainer brachte seine Reiseeindrücke in seiner „WildeWeiteWeltSchau“ mit. Ob die einspielten Videos aus You-Tube, Skype oder eigenen Aufnahmen gespeist wurden, spielte dabei kaum eine Rolle. Denn Grebe benutzt eh nur Klischees. Da zeigen sorbische Volkstrachtengruppen ihr Liedgut. Leipzigerinnen geben ihre Vorstellung von indischem Tanz, Südsee-Hüftschwung, afrikanischem Stampfen und orientalischem Bauchtanz zum Besten. Letztere zumindest um die gendererweiternde Variante eines tanzenden Mannes bereichert, der dem Bauchtanz mit seinem schwingenden Bierbauch eine ganz neue Interpretation einhauchte. Dauerknipsende Japaner, geschäftstüchtige Schweizer, streitende Grönländer - immer werden vor quietschbunter Pappkulisse die Standardvorstellungen abgespult.
Urlaub soll die ersehnte Erholung bringen. Ein All-Inkulsive-Urlaub in der Türkei, in dem man keinem Türken begegnen muss, erscheint da erstrebenswert. Armut wird als Urwüchsigkeit interpretiert und kann doch gleich zur eigenen Erbauung und Selbstwertsteigerung dienen.
Das Leipziger Ensemble des Central-Theaters ist in dem zweistündigen Spektakel im Dauereinsatz. Blitzschnell von einem Kostüm, von einer Kultur in die nächste, so wie der oberflächlich reisende Tourist. Das Konzept erscheint allerdings schlüssiger als die Umsetzung. Ein dümmlicher flacher Witz jagt den nächsten. Nur wenn Grebe selbst auf der Bühne ist, schimmert das Quantum Ironie mit durch, das den Abend erst erträglich macht. So lachte vornehmlich Grebes Fangemeinde beim Gastspiel in Hamburg.
Birgit Schmalmack vom 1.2.12