Hear Word

Stand Up Women

Zehn Frauen auf der Bühne. Bunt, lebendig, präsent, energiegeladen. Sie wirken nicht wie Opfer. Und doch berichten sie von ihren alltäglichen Erfahrungen der Unterdrückung, durch die Gesellschaft , durch Männer, aber auch durch andere Frauen,. Sie werden eingezwängt zwischen den verschiedensten Erwartungen, die an sie gestellt werden. Einerseits dürfen und sollen sie Bildung erlangen, gleichzeitig aber ihre Rolle als brave Ehefrau und Mutter nicht vernachlässigen. Sie sollen Kinder gebären, am liebsten Jungen, sie sollen gehorsam sein, sich nicht zu aufreizend kleiden und dennoch attraktiv auf Männer wirken. Sie sollen wirtschaftlich arbeiten, dürfen jedoch nicht die Vorherrschaft des Mannes in Frage stellen. Sie sollen stark sein, doch immer für die gesamte Familie da sein und sich nie in den Vordergrund stellen.
Doch diese zehn Frauen aus Nigeria machen unter der Regie von Ifeoma Fafunwa diese Quadratur des Kreises, die von ihnen gefordert wird, jetzt öffentlich. Sie stellen sich auf internationale Bühnen und fordern für sich und ihre Geschlechtsgenossinnen das Recht auf Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung ein. Beim Publikum in Hamburg finden sie dabei jubelnde Unterstützung. Nach jeder Szene gibt es Applaus für die offenen Worte der mutigen Frau auf der Bühne. Und am Schluss Standing Ovations. An solchen Abenden darf man sich uneingeschränkt freuen. Freuen darf man sich über eine kraftvolle, unterhaltsame und perfekt ausbalancierte Performance der sympathischen Frauen voll Power, Humor und weiblicher Ausdrucksstärke. Ganz nebenbei auch über das, was im Westen schon längst erreicht ist, und dass nun endlich auch die unterdrückten Frauen in anderen Ländern so weit gekommen sind, es einzufordern.
Diese Show rockt das Thalia Theater, aber seien wir ehrlich: Mischte sich nicht auch ein Hauch Selbstgerechtigkeit in den allseitigen Beifall?
Birgit Schmalmack vom 24.1.19




Hear Word Foto: George Udeze for Camara Studios (Lagos)


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Frankenstein/Homo Deus, Thalia
Die Zofen, Thalia