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Zur Kritik von |
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Frankenstein / Homo Deus, Thalia |
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Viel Theaterzauber
Wie wird sich die Zukunft der Menschheit gestalten? Werden sich die Menschen in Kürze selbst nachbauen können, wohlmöglich sogar in verbesserter Performance? Was Mary Shelley schon 1818 umtrieb, rückt 2019 in immer greifbare Nähe. Die Entwicklungen in Richtung KI nehmen immer konkretere Formen an. Was liegt da näher, als den Frankenstein-Mythos mit heutigen Überlegungen zu kombinieren und die Chancen und Risiken zu überprüfen. Das dachte sich Regisseur Jan Bosse und erschuf mit dem Thalia-Ensemble einen Abend, in dem er sowohl mit Darstellungs- wie mit Textformen und -inhalten experimentiert. Dazu teilt er die Zuschauer eines Abends in drei Gruppen auf und lässt sie fünf Stationen absolvieren. Als Frankenstein (Sebastian Zimmler) seine Kreatur (Pascal Houdus) zum Leben erweckt, sind die Zuschauer hautnah dabei. Sie sitzen auf der Bühne im Anatomietheater und können den Zeugungsakt mit allem Zischen, Zuckungen und Nebelschwaden verfolgen. Wenn das bandagierte Monster aufsteht und sich gegen seinen Erschaffer wendet, dürfen sie mitzittern. Danach werden sie zur nächsten Station gebeten. Die gelbe Gruppe findet sich im Parkett zu einem filmischen Besuch im "Menschenreservat" wieder. Sie sehen einer jungen Frau (Marie Löcker) dabei zu, wie sie einem gut gelungenen, männlichen Klon vor dem Exitus zu bewahren versucht. Nachdem sie es endlich geschafft hat, ihn wieder an eine Aufladestation zu hängen, muss sie erkennen, dass es Dutzende seiner Art gibt und sie ihren geretteten Klon nicht von den anderen unterscheiden kann. Danach begibt sich die gelbe Gruppe hoch zum Mittelrangfoyer, um dort einer Putzfrau dabei zu lauschen, was sie über die Zukunft der menschlichen und künstlichen Intelligenz zu sagen hat. Es ist eine ungewöhnlich kluge und redegewandte Putzfrau, die sich da so ihre Gedanken macht und die Zuschauer daran teilhaben lässt. Sie scheint Yuval Noah Harari und andere Philosophen gelesen zu haben. Was als nächstes folgt, ist eine lustige Untersuchungsreihe der Zuschauer, die sich wieder im Parkett eingefunden haben. Angeblich gäbe es nur noch einen einzigen Menschen, der sich unter lauter Bots versteckt halte. Die beiden Agenten in gelben Schutzanzügen durchforsten mit Lichtschwertern bestückt die Reihen, um ihn ausfindig zu machen. Die letzte Station, mit allen Zuschauern gemeinsam im Zuschauerraum betrachtet, beginnt in ihrer Schlichtheit und Wortgewandtheit viel versprechend. Der kahle Kopf von Karin Neuhäuser mit Spock-Ohren und Pelzkragen um den Hals ist als Schwarz-Weiß-Film auf der großen Leinwand zu sehen. Sie erzählt von einer posthumanen Zukunft und wirbt dafür, ihr beizutreten. Dann hebt sich die Leinwand und man ist live dabei, wie sich diese posthumane Gesellschaft in leidenschaftslosen Diskursen, Kissenschlachten und müden Parodien auf Sexspielchen ergeht. Nein, diese Gesellschaft der Posthumanoiden entlarvt sich selbst. Da kann der süße Klon aus dem Film der zweiten Station noch so niedlich lächeln. Diese Versammlung von vermeintlich künstlicher "Intelligenz" muss man nicht fürchten, sie ist noch verkommener als unsere heutige aus Fleisch und Blut. Regisseur Jan Bosse hat mit seinem Stationen-Spiel eine neue Form im großen Haus gewagt. Immer wenn er sich dabei auf die anregenden Texte von Harari (und auf ihre Performance durch Karin Neuhäuser) verlässt, wird es interessant. Daneben gibt es viele formale und spielerische Einfälle. Man nimmt nach dreieinhalb Stunden Theater jede Menge Eindrücke, aber leider relativ wenig zusätzlichen Erkenntnisgewinn in Bezug auf die zugrunde liegenden Fragen mit nach Hause. Birgit Schmalmack vom 20.1.19
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Patentöchter, Thalia Hear Word, Lessingtage
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