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Cem (Hasan Hüseyin Taşgın) lebt in Neukölln, Lisa (Alida Stricker) dagegen ist der Engel aus Marzahn, der plötzlich nach der Wende über die gefallene Mauer herübergeschwappt ist. Wenig bis nichts haben sie gemeinsam, doch Cem hat sich verliebt in die blonde, langmähnige Frau, die gegenüber keinem kessen Spruch abgeneigt ist. Wie stark sie wirklich ist, ahnt der Gerade- Medizinstudent und Möchtegerne-Künstler da noch nicht. Eines haben sie beide dennoch gemeinsam: Sie werden überschüttet mit Erwartungen aus ihrer Familie, die sie bitte erfüllen sollen. Die jeweils vorherige Generation will, dass sie auf jeden Fall das erreichen, was sie selbst nicht geschafft haben. Bei Lisa ist es die Oma (Rita Feldmeier), die in der DDR zwar eine recht erfolgreiche Opernsängerin geworden ist aber dennoch nie an der Scala gesungen hat. Diese Sehnsucht soll nun ihre Enkelin erfüllen. Bei Cem ist es seine Mutter (Berivan Mara Kaya), die ihren Zuckersohn ganz alleine aufgezogen hat, nachdem der Vater schon früh bei einem Arbeitsunfall gestorben ist. Dafür dass er nun ein erfolgreicher Arzt wird, hat sie die ganze Zeit in der Fabrik gebuckelt. Doch weder wird Lisa am Konservatorium angenommen noch findet Cem für seine Graphic Novel einen Verlag. Doch während Cem sich mit Nebenjobs aufreibt, zieht Lisa andere Konsequenzen. Sie entwickelt sich zur knallharten erfolgreichen Businessfrau. Schon zu Beginn hatte sie dem zukünftigen Vater ihres Kindes klare Ansagen gemacht: Ich koche nicht, ich putze nicht und werde dir nicht sagen, wo ich hingehe. Dass sie sich aber immer mehr aus der Verantwortung für ihr Kind stehlen wird, war damals noch nicht abzusehen..
Hakan Savaş Mican spielt in seinem Text, dem dritten Teil seiner Berlin Trilogie geschickt mit den Klischees um sie zu bedienen und gleichzeitig in Frage zu stellen. Die traditionellen Vorstellungen der Eltern- bzw. Omageneration wird durch die nächste Generation gnadenlos auf den Prüfstand gestellt. Sie wollen nicht zu Erfüllungsgehilfen ihrer Familie werden. Sie erstreiten sich das Recht auf ihre eigenen Erfahrungen. Während Cem am Ende alleine mit dem Kind vor den Scherben seiner Beziehung steht, hat Lisa konsequent ihr eigenes Ding durchgezogen, durchaus sehr erfolgreich. Sie ist eben eine starke emanzipierte Ostfrau. Die können alles.
Die Musik, die Jörg Gollasch zu diesem Text komponiert hat und die das Orchester auf der Bühne wunderbar differenziert spielt, bedient sich aus vielen Musikstilen, die die Kultureinflüsse der Protagonisten gekonnt mischen. Dabei sind Darsteller:innen sind eher Schauspieler:innen als ausgebildete Sänger:innen. Das ist natürlich gewollt. So steht die Geschichte dieser Berliner:innen im Vordergrund und bekommt durch die Musik eine anrührende Gestalt.
Birgit Schmalmack vom 18.10.21
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Eine Stimme für Deutschland, Neuköllner Oper Ocaña, Königin der Ramblas; Neuköllner Oper
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