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Abgetaucht
Siv (Anne Hoffmann) ist abgetaucht. Nichts interessiert sie mehr von der Welt da draußen. Sie ist nicht erreichbar, weder von den Ratschlägen ihrer besorgten Mutter (Eva Krautwig) noch von den Aufmunterungsversuchen ihres Bruders (Dominik Bliefert). Alle sind viel zu tüchtig und zu aktiv, um in ihre Welt der Lustlosigkeit vorzudringen. Sie hat sich einer Gesellschaft der Leistung und des Funktionierens entzogen. Einzig der arbeitslose Freund ihrer Mutter (Joachim Kappl) schafft winzige Momente der kurzzeitigen wortlosen Kommunikation mit der depressiven 18-Jährigen. Im Lichthof fand Bühnenbildnerin Lani Tran-Duc ein tolles Bild für Livs Rückzug. Sie steckte sie in ein Bällebad. Die Wanne ist aus transparentem Acrylglas, die Plastikbälle schimmern pastellfarben. Wenn sie von hinten angestrahlt werden, sind Livs Umrisse zu erahnen. Hier kann sie sich ganz unsichtbar machen und in ihrer rein aufnehmenden Passivität versinken. Wenn sie auftaucht, bleiben ihre Antworten an die Welt einsilbig. Sie blickt sie durch ihre riesigen Brillengläser hilflos fragend an und bekommt keine Antworten, die sie überzeugen. Sie versucht die Bälle auf ihrem Körper zu ordnen, sie nach Farben zu sortieren oder sich Bälle zuzuwerfen und scheitert regelmäßig an ihren kleinen Aufgaben. Zu sehr hat sie sich in ihrer Zurückgezogenheit eingerichtet. Erst als Livs Mutter und ihr Freund mit ihrem Umzug in eine neue gemeinsame Wohnung die Außenwände des Bällebades umkippen, muss Liv aufstehen und sich mit unsicheren Schritten auf dem wackeligen Kugelboden vorwärts tasten. Als sie am Rand sicheren Boden unter den Füßen hat, wagt sie einen kleinen Ballwurf von der einen Hand in die andere. Und er gelingt. Diese Inszenierung hat Klasse. Regisseurin Maria Ursprung beweist wieder einmal, dass sie ein unglaublich zielsicheres Gespür für die Zwischentöne und deren Darstellung auf der Bühne hat. Sie hat vier exzellente Darsteller, die all die winzigen Momente der Verunsicherung, des Zusammenreißens und der Resignation mitspielen, wenn sie die knappen Worte des Autors Jon Fosse sprechen. Sie zeigen ihre Not, Ohnmacht und ihr Scheitern ebenso wie ihren Wunsch nach heiler Welt, Ordnung und Veränderung. So ist klar: Die Juroren des START-OFF Wettbewerbes für junge Regisseure haben Maria Ursprung klug und verdient als Gewinnerin ausgesprochen und ihr diese Produktion im Lichthof ermöglicht. Sie ist ohne Zweifel ein großes Talent. Birgit Schmalmack vom 18.11.13
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Der Besuch Foto © Marcus Renner
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Nirvana sehen Ich würde gerne leben...
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