Es pace Schengen



Politiksprech-Dada-Show

Diktatoren und Kernwaffen dürfen nur mit Genehmigung eingeführt werden. Pferde und Migranten benötigen eine Extrabescheinigung. Es gibt kleine Kontingente für Kriegsflüchtlinge und Familiennachzügler und große für Milliardäre und Sterbewillige. „Come to switzerland to die“, pulst DJ Victor Marek an den Reglern.
Anna König, Christian Bayer und der größtenteils nur virtuell anwesende Bill Saliou geben in „Espace Schengen“ eine launige Kurzeinführung in die Absurditäten der Einwanderungsregeln des Schengen-Raumes. Wenn Saliou in holperigem Deutsch einerseits den Flyer des Hamburger Welcome-Centers und andererseits die Bestimmungen für Asylanten des Dubliner Vertrages vorträgt, entbehrt das nicht einer Komik, die natürlich von allen Beteiligten beabsichtigt ist. Die Autorin und Regisseurin Laura de Weck hat ihre subversive Sprachforschung als sprachmusikalische Performance angelegt, bewusst an der Schnittstelle von Klang- und Wortkomposition. Die vier Performaner auf der Bühne und Bildschirm sind dafür bestens geeignet. Dennoch wünschte man sich eine weniger statische Anlage des Abends. Immer wenn sie sich kurz von ihren Plätzen erhoben, erhöhte sich der Rhythmus und drang auch bis in die weiteren Reihen der Kmh vor.
Die Sprachblüten der Gesetzestexte und politischen Bestimmungen werden von De Weck geschickt aufgespießt. Die meisten kannte man vorher schon, doch bereut man nicht, sie hier noch einmal als Reservoir für eine sprachakrobatische elektronische DJ-Dada-Show benutzt zu sehen.
Birgit Schmalmack vom 10.3.14




Espace Schengen by Nino Herrlich

Zur Kritik von

nachtkritik 
ndr 
theaterkritik.ch 



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