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Cleaning, babysitter, I help in house, 7 Euro! |
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Sozialromantische Postdramatik
Theater müsse wieder zur Belebung der Kritikfähigkeit der Bürger beitragen. Das reale Spiel mit dem fiktiven Geld mache diesen Schritt notwendig, meint God’s Entainment. Dazu kokettieren sie in „Cleaning, babysitter, I help in house, seven Euro!“ mit der Authentizität ihrer Darsteller, die allesamt anonym bleiben. Der Eingang in die Performance erfolgt durch einen Laubentunnel, an dessen Rändern Männer und Frauen ihre Dienste für wenig Geld anbieten. Für Zwei bis drei Euro sind sie im Schnitt zu haben. Von den Theatermachern werden sie dann tatsächlich eingekauft und verrichten ihre Arbeit sichtbar auf der Kampnagelbühne, die sich in eine große Baustelle verwandelt hat. Mit lärmenden Baumaschinen, wummernden Lärm, kreischenden Flex, schlagenden Bohrhammern, surrenden Seilwinden und klopfenden Hammerschlägen ist hier Geschäftigkeit pur zu erleben. Diese Arbeiter schuften auf Europas Baustellen zu Niedriglöhnen. Doch sie scheinen nicht entmutigt oder unzufrieden. Ganz im Gegenteil: Sie feiern gemeinsam ein großes Fest zur Öffnung der europäischen Grenzen. Woran liegt die gute Laune? Die Hypnose des Kapitalismus hat gewirkt. Ein Hypnotiseur führt die Methode vor: So lässt sich den Menschen alles einreden, wenn es nur im Sinne der Unternehmen ist. Die Vereinigung der Arbeiter findet heute auf globalisierten Baustellen statt. Doch von Aufstand scheinen sie weit entfernt. Italiener, Griechen, Vietnamesen, Ungarn, Türken, Bulgaren - alle waren sie vertreten und zeigten ein Bild des Arbeiters, der noch nicht einmal das Wort Mindestlohn zu kennen scheint. In einer Modenschau präsentierten die selbstbewussten Arbeiter von heute stattdessen stolz seine Kollektion von Arbeitskleidung. Eine Baustellenführung lobte die Leistung der Arbeiter. God’s Entainment hat sich wieder einmal bemüßigt gefühlt, einen Abend zum einem gesellschaftskritischen Thema einzurichten. Sozialromantische Idealisierung des Arbeiters geht in "Cleaning, babysitter, I help in house, 7 Euro!" einher mit Kapitalismuskritik, die Möglichkeit der grenzüberschreitenden Vereinigung der Arbeiterklasse mit deren fröhlicher Unbedarftheit, postmigrantischer Schwachsinn mit postdramatischer Illusion. So wurde wieder einmal von der der österreichischen Performancegruppe eine unfokussierte Mixtur an Gedankensplittern angerichtet. Vielleicht hat es der ein oder andere Zuschauer tatsächlich geschafft, sich daraus den passenden Ansatz zur Belebung der eigenen Kritikfähigkeit zu extrahieren. Birgit Schmalmack vom 15.2.14
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