Michael Clark Company: To a simple, rock 'n' roll



Tanz ohne Rock 'n Roll

Michael Clark gilt als das Enfant terrible unter den Choreographen. Der Ex-Royal-Ballet-Dancer bringe den Punk ins Ballett, so heißt es immer wieder. Doch davon ist entgegen der Ankündigung im Titel " To a simple, rock 'n' roll . . . song" wenig zu spüren: Der Abend beginnt sehr sparsam in Ausdruck, Formenvielfalt und Abläufen. Wie Ballettübungen spulen die Tänzer ihre Bewegungen zu Erik Saties Musik ab. Als ginge es um ein Vortanzen für eine Aufnahmeprüfung. Die reduzierte Vokabular von Saties „Ogives" huldigt der Schlichtheit und der Wiederholung. So auch der Tanz der Michael Clark Company. In diesem ersten Teil sind die Catsuits passend in schwarz und weiß aufgeteilt. Dennoch stellen sie den Körper der Tänzer in den Mittelpunkt, sind doch die weißen Teile fast durchsichtig. Hier zeigt der Tanz offen den Grad der nötigen Anstrengung, der für die Ausführung in Zeitlupentempo erforderlich ist, die am Eröffnungsabend nicht immer in Perfektion gelang.
Im zweiten Teil haben sich die Catsuits scheinbar nur geringfügig verändern. Die schwarzen Hosen sind nun aus Latex und haben einen Sechziger-Jahr-Schlag bekommen. Die weißen Anteile sind schwarz-weiß gemustert. Auch die Bewegungen greifen die Elemente des ersten Teiles auf, doch der Takt und das Tempo hat angezogen. Schließlich klingt die Musik völlig anders: Die Rock- und Punksängerin Patti Smith röhrt ihren Song "Land". Die Verwegenheit, die in Patti Smith Stimme mitschwinget, spiegelt sich allerdings nur in kleinen Andeutungen der Tänzer und Tänzerinnen: ein Hüftschwung hier, ein Schlackern mit den Schlaghosen dort.
Der letzte Teil ist David Bowie gewidmet. Wie aus Metall gegossen wirken nun die Körper der Tänzer. Ihre Catsuits glänzen mal wie aus Platin und mal wie aus Kupfer. Sie lassen die Tänzer zu Heldenstandbildern des Tanzes werden. Genau zeichnen sich alle Muskeln durch den glänzenden, das Licht reflektierenden Stoff ab. Wie exakt arbeitende Roboter spulen sie ihre Bewegungen ab. Die Beats der Musik von Bowie gibt zwar den Rhythmus vor, aber fast mechanisch arbeiten sie sich durch das Bewegungsvokabular hindurch.
Michael Clark Choreographie nimmt die Technik des Balletts in der Tradition von Merge Cunningham so ernst, dass jede Versuch mit ihr zu spielen wie einer mit angezogener Handbremse wirkt. Punk sieht anders aus.
Birgit Schmalmack vom 11-8-17




Michael Clark Compnay auf Kampnagel Foto: Hugo Glendinning


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Schrecklich amüsant, Oberhafen
Juan Dominguez, Kampnagel