Du Désir d'horizons, Theater der Welt



Licht am dunklen Horizont

Eine einzelne Frau zwängt sich zwischen dem Metallzaun hindurch. Wie ein Vogel versucht sie ihre Arme auszubreiten. Doch wegfliegen kann sie nicht, zu vieles hält sie auf dem Boden fest. Sie windet sich, versucht die Einschränkungen, die sie behindern abzustreifen. Sie strampelt sich frei und erobert sich mit großer Anstrengung immer mehr Raum. Die anderen, die hinter der Abgrenzung gewartet haben, gesellen sich zu ihr hinzu. Gemeinsam suchen sie nach Stärke und Aufbruch. Doch viele Hindernisse warten noch auf sie. Was wie ein Metallzaun wirkte, wird zu Liegen in einem riesigen Flüchtlingslager, in dem die Gruppe zu vereinzelten Individuen zerschlagen wird, die sich gegenseitig an die Gurgel gehen. Einzelne Betten krachen zusammen und sie stellen sie zu Schutzschilden auf, die sie wie zur Verteidigung vor sich hertragen.
Siritaki-Musik kündigt die Ankunft in Europa an. Scheinbar sind sie am Ziel angekommen und nehmen sich tanzend in die Arme. Doch weit gefehlt. Schnell finden sie sich im Dschungel der Bürokratie wieder. Immer neue Wege versuchen sie durch das Labyrinth der Formalitäten, das nun aus den Liegen entsteht, zu finden. Immer enger ziehen sie die Liegen um sich herum und verlieren in der Unsichtbarkeit der Illegalität bald jede Bewegungsfreiheit. Nur noch einzelne Körperteile sind von ihnen zu sehen. Bis der Liegenwall in sich zusammenbricht und sie fast unter sich begräbt. "Ist das noch ein Leben?", fragt eine von ihnen. Doch dann rast ein hell beleuchteter, bunt angemalter Elektroroller um die Bühne herum, drei weitere folgen. Sollte doch noch ein Lichtstreif der Hoffnung am Horizont erkennbar sein? Mit dieser hoffnungsvollen Utopie, beschwingter Musik und einem lebensfrohen Tanz schließt der Abend des burkinischen Choreographen Salia Sanou und lässt die dunklen Flucht-Geschichten, die in den einfließenden Texten von Nancy Huston anklangen, fast vergessen.
Birgit Schmalmack vom 12.6.17




Du Désir d'horizons, Theater der Welt Foto: Laurent Philippe


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Sanctuary, Theater der Welt
Schrecklich amüsant, Oberhafen