Immer weiter, Opera Stabile


Kunstgenuss voller Rätsel

Mit Zahnbürsten dem Dreck zu Leibe rücken. Alle sichtbaren Spuren von Schmutz beseitigen. Doch woran orientieren, wenn die Regeln unklar sind? Wenn plötzlich unvorhergesehene Dinge passieren? Wenn Sellerieknollen aus dem Spint kullern? Wenn die Frau im schicken blauen Kleid das Messer an ihre Kehle setzt? Wenn die Verzweiflung überhand nimmt? Helfen dann Rituale weiter? Das gemeinschaftliche Zerhacken von Sellerieknollen? Oder das gemeinsame Singen von melancholischen Gedichten?
Die beiden Komponisten Jesse Broekman und Irene Galindo Quero gehen in ihrer Uraufführung „Immer weiter“ über die Grenze des Sagbaren, des Verstehbaren oder das Erklärbaren hinaus. Sie geben den unerforschten Seelenabgründen Bilder, Klänge und Töne. Zu flirrender Orchestermusik, die im Atmosphärischen bleibt, erklingen die starken Stimmen der Mitglieder des Opernstudios, mal in chorischen, mal im Solo-Partien. In der klinisch reinen Laborumgebung des weiß gefliesten Raumes werden die Seelen erforscht.
In dem intimen Rahmen der Opera Stabile kommen ihre darstellerischen Qualitäten ebenfalls bestens zur Geltung. Ein rätselhafter, spannender und wunderbar versponnener Kunstgenuss, der bewusst auf Erklärungsversuche verzichtet.
Birgit Schmalmack vom 17.7.17




Immer weiter Foto: Jörn Kipping


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