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Macbeth, Baltic House |
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In der Gewaltspirale gefangen
Die Bühne ist ein Gewirr aus blanken Metallstangen. Das Durchkommen gleicht einem Hindernislauf. Vorsicht ist geboten, immer heißt es wieder den Kopf einzuziehen und aufzupassen. Ein gutes Bild für das Machtgestrüpp am schottischen Hofe. Macbeth ist aus der Schlacht zurückgekommen. Siegreich, doch wie ein Sieger sieht er nicht aus. Barfuss mit offenem Hemd über der Hose. Er steckt seinen Kopf in den Wassereimer am Bühnenrand. Er muss den Kopf freibekommen. Ihm wird der Posten des Thane of Cawdor angeboten, doch er weiß mit diesem Machtspielen nichts anzufangen. Seine karrierebewusste Lady Macbeth weiß ihm mit allen ihren weiblichen Mitteln schnell klarzumachen, was sie von ihm erwartet. Wieder taucht er den Kopf ins Wasser, wie um seine widerstreitenden Gedanken zu wegzuspülen. Seine Frau zieht kurzerhand einen Dolch aus dem Wassereimer und er muss zur Tat schreiten. Bald wird ihm das reine Wasser nicht mehr reichen, um sich abzulenken; er braucht immer neue Flaschen Alkohol. Seine erste Bluttat, die immer weitere nach sich ziehen wird, lassen sich nicht mehr abspülen, sondern nur noch im Suff ertränken. Luk Perceval hat das Shakespeare Drama bei seiner Inszenierung für das St. Petersburger Baltic House Festival Theatre auf knappe eineinhalb Stunden zusammengekürzt. Er wollte bei seiner dritten Arbeit an dem Stoff sein Augenmerk ganz auf die inneren Zerwürfnisse des schottischen Machthabers richten. Das gelingt ihm mit dem hervorragenden ukrainischen Hauptdarsteller sehr gut. Dieser Mann spielt nicht den Helden, wenn er abgekämpft, barfüßig, unrasiert und ungekämmt neben den übrigen gestriegelten Höflingen steht. Ihn stürzt das Machtstreben in eine Gewaltspirale, die nur in den Abgrund führen kann. Perceval verließ sich voll auf ihn, das sprechende Bühnenbild, die ausdrucksstarke Choreographie der unbekleideten, langmähnigen Hexen, die sich auf und unter den Stangen wanden, und die aussagekräftige Positionierung der auf- und abtretenden Personen. Wer den Text kannte, war klar im Vorteil beim Verstehen der Zusammenhänge. Alle weiteren Aspekte mussten zugunsten der bildgewaltigen und stimmungsvollen Erkundung des Seelenlebens von Macbeth in den düsteren Hintergrund treten. Hier wurde die Tagesaktualität dezent ins Künstlerisch-Intellektuelle gehoben und blieb dadurch wie im Theater gewohnt unangreifbar. Ein allgemeingültiger und versöhnlicher Abschluss, dessen Kern-Aussage zu hitzigen Diskussionen wenig Anlass bot und der gut zur Datscha-Party auf der großen Bühne überleitete, wo man bei Ska und Polka die Konflikte in der Ukraine für einen Moment vergessen konnte. Birgit Schmalmack vom 9.2.15
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Roots, Thalia Common Ground, Thalia
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