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Zur Kritik von |
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Medea, Schauspiel Frankfurt |
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Gnadenlose Medea Medea ist eine starke Frau. Sie steht hoch oben auf ihrer Empore über den anderen. Doch diese gleicht eher einem schmalen Mauervorsprung, nur wenig Platz steht ihr bis zum Abgrund zur Verfügung. Der Kontakt zu den Menschen unten vor ihr ist nur eingeschränkt möglich, zu weit ist sie von ihnen entfernt. An den glatten Oberflächen ihres Mauervorsprungs findet sie keinen sicheren Halt, ganz nah an der Wand muss sie sich bewegen. Das Bühnenbild von Olaf Altmann sagt schon viel über die Situation von Medea aus. Zu Beginn liegt diese eigentlich so starke Medea am Boden. Krächzende Schreie wie ein leidendes Tier stößt sie aus. Sie ist tief verletzt und in ihrem Innern getroffen. Der Mann, den sie liebt und für den sie ihre Heimat aufgegeben und ihren Bruder getötet hat, hat sie verraten und sich mit einer anderen verlobt. Nun sollen sie und ihre Kinder, die immer Fremde geblieben sind, des Landes verwiesen werden. Doch eine Frau wie Medea lässt sich das nicht gefallen. Sie steht wieder auf und wehrt sich. Das ist schon nach wenigen Minuten klar: Diese Medea hadert nicht mit sich, ob sie Rache nehmen will sondern plant sie strategisch. Sie wird nicht nur ihre Rivalin töten sondern auch ihre Kinder, um ihren Ehemann auch wirklich bis ins Mark zu treffen. Ihre Vernunft lässt sie klar erkennen, dass ihr Handeln nicht nur von ihrem scharfen Verstand geleitet ist. Doch ohne die Wiederherstellung ihrer Ehre und Würde kann sie nicht leben. Constanze Becker zeigt diese zielstrebige Frau als eine stolze, kämpferische, intelligente und eloquente Frau. Ihre Verletzungen münden nicht in hilfloses Jammern und Wüten sondern in Taten. Die Frauen von Korinth, die bei Thalheimer zu einer Person zusammengeschmolzen sind, zollen ihr Respekt, Verständnis und Anerkennung. Sie können in ihr eine Vertreterin ihres Geschlechtes sehen, die Mut zur Tat beweist. In ihr zeigt sich die autarke Power, die auch für sie selbst zum Vorbild werden könnte. Die Menschen unter ihr verrenken sich zu Karikaturen ihrer selbst. Besonders ihr geliebter Jason wird zu einem samtigen Gecken, der sich zum Schluss wie ein begossener Hund auf dem Boden wälzt. Thalheimer zeigt die bis auf den Kern reduzierte Tragödie der Medea ohne jeden zeitgenössischen Schnörkel. Er legt ihre Überzeugungen schonungslos offen. Er zeigt Medea als eine Frau, die bei vollem Bewusstsein von ihren Gefühlen getrieben ein Blutbad anrichtet. Blutbeschmiert, in dreckigem weißen Kleid, mit verschmierten Make-Up, so lag sie zu Beginn auf ihrem Mauervorsprung. Nach ihrer vollbrachten Tat tritt sie in kleinem Schwarzen und Pumps mit hoch erhobenem Haupt ganz befreit an die Rampe. Sie hat die Gegenwehr angetreten und sieht den Konsequenzen offenen Auges entgegen. Thalheimer versucht keinerlei Spannung aus möglichen zögerlichen Unentschlossenheiten oder dialektischen Überlegungen zu ziehen. Gnadenlos und gradlinig lässt er Medea auf ihre Tat zustreben. Diese Medea bittet nicht um Verständnis oder Vergebung für ihre Tat. So schonungslos ist diese Frauenfigur selten gezeigt worden. Birgit Schmalmack vom 28.10.12
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Constanze Becker als Medea by Birgit Hupfeld
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Druckbare Version
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Jeder stirbt für sich allein Tschick
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