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Ringen um die Wahrheit
Der Ich-Erzähler (Sebastian Jakob Doppelbauer) geht bewusst zu seiner Schwester Clara (Toini Ruhnke) zurück in die Provinz, aus der er zuvor geflohen war. In der Großstadt Paris durfte er endlich seine Homosexualität und Intellektualität frei ausleben und konnte sich von der Diskriminierung in seiner Jugendzeit in der dörflichen Kleindenkerei befreien. Doch hier ist ihm nun etwas widerfahren, was er einzuordnen versucht. Er hatte eine jungen Mann mit nach Hause genommen, der ihn nach Austausch von Zärtlichkeiten mit der Pistole bedrohte, fesselte und vergewaltigte. Dass dieser Mann arabischer Herkunft ist, vereinfacht die Einsortierung für den Ich-Erzähler nicht. Geht es ihm doch gerade um die Vermeidung jeglicher Klischees, Vorverurteilungen und Stigmatisierungen. Eduard ringt um die Wahrheit. Hat er Rheda durch seine Verdächtigung sein Handy gestohlen zu haben zur Gewaltanwendung erst provoziert? In der Gegenüberstellung seiner Erfahrung mit der Sichtweise der Schwester will er seine Version des Erlebten genauer sehen können. Doch genau das vermeidet die Inszenierung von Franziska Autzen. Sie fokussiert sich darauf, zu zeigen, dass es die Wahrheit nicht gibt. Die Kleidung von Eduard und seiner Schwester sind ununterscheidbar pastellfarben und neutral gehalten. Die Schwester springt in alle Rollen des Gegenübers und wird dadurch nicht greifbar. Schattenspiel und Musikeinalgen sorgen für schöne Momente, verwischen aber die Aussagen noch weiter. Dabei hat es der Stoff in Zeiten von Köln und Chemnitz in sich: Eduard sieht sich gefangen in einer Geschichte, die zur Klischeebildung einlädt. Ein spannender Stoff, der etwas mehr Zuspitzung gut vertragen hätte. Birgit Schmalmack vom 3.10.18
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