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| Kiezstürmer, St.Pauli-Theater |
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Kiezstürmer, St Pauli Theater
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Musiktheater mit hohem Witzfaktor
Musical als Narrativ der Utopie, davon träumt Gregor Schuster „In Bla-Bla-land“. Könnte man nicht auf der Bühne eine Wirklichkeit entwerfen, die ein Gegenentwurf zur Realität auf der Straße heutzutage sein könnte? Dann geht der Vorhang auf für das Kollektiv „Cointreau on Ice“, das in ihrem Gartenzelt und in der Hollywoodschaukel davon träumt, wie eine Freiheit von gängigen Normen aussehen könnte. Wenn jeder ohne Rücksicht auf Geschlecht, üblichen Geschmack, Modetrends, Kleiderordnungen, Verhaltensnormen, Kunstgeschmack ihren eigenen Ausdruck finden dürfte. Jeder seinen Musikstil, seinen Tanzstil, seine Modestil frei wählen dürfte, je nach derzeitiger Lust und Laune und sie auch im nächsten Augenblick ohne Erklärungsnotstand wieder verändern dürfte. Wäre das nicht Individualität und Freiheit, von der diese Gesellschaft dauernd spricht, aber leider nur vorgibt zu leben. In ihrer Nummerfolge erprobt das multiprofessionelle und multikulturelle Performancekollektiv neue Formen mit viel Musik und Tanz. Womit sie bisher in Clubs und Festivals tourten, zeigten sie nun auf einer Theaterbühne. Es funktionierte auch hier. Auch das zweite Kiezstürmer-Stück am Wochenende der Jungregisseure der Theaterakademie im St. Pauli-Theater fand großen Anklang beim Publikum. Das lag nicht zuletzt daran, dass die Produktion von Alicia Geugelin „Don Giovanni nachts um halb eins“ ein tolles Ensemble dabei hatte. Der österreichische Wirt der Bar „Don Giovanni“ empfängt auf der Reeperbahn die unglücklichen Liebespaare frei nach Mozart und versucht sie mit einigen Drinks und guten Ratschlägen zu trösten. Wenn einer von ihnen zum Schluss bekennt „Ups, I did it again“, müssen schließlich alle anderen schuldbewusst einfallen. „I am not that innocent“. Dieser gekonnte Mix aus Sprechtheater, Klassikhits und Popsongs wirft ein neues zeitgemäßen Blick auf Don Giovanni, der ihn mit Witz in leicht verdauliche Einzelteile zerlegt. Besonders die drei Frauenfiguren sind für die Kürze des Stückes gekonnt gezeichnet: als reifere emanzipierte Frau, als junge Verführerin und als zärtlich Liebende. Die Männerfiguren sind eher als wandelnde Klischees mit Witzfaktor konzipiert. Insgesamt ein amüsanter Entwirf von Geugelin und ein lohnender Abend der Kiezstürmer. Birgit Schmalmack vom 24.10.17
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Lenin, Schaubühne Schlaraffenland, Kammerspiele
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