Suche nach dem Operngral
The Valkyries suchen Wagner, „wagner sucht“ die Walküren und Tanja (Tanja Hirner) sucht die Erinnerung an ihren verstorbenen Freund Fredric Nezce. Der unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommene Opernregisseur hatte in den letzten Monaten seines Lebens an einem Wagnerprojekt gearbeitet. Viele Kurzfilme sind dabei entstanden. Sie sind auch bei dem Musikprojekt von Sebastian R. Richter zu sehen. Auf das Fadenvorhang-Viereck auf der Bühne werden sie projiziert, so dass die Sänger und Musiker Teil der Filmkulisse werden bzw. mit ihr verschmelzen. Wie Wagner ein Gesamtkunstwerk aus Musik, Theater, Kostümen und Kulisse erschaffen wollte, so will auch Richter mit seinem Abend einen neuen Erlebnisraum eröffnen: Schon vor dem neuen Räumen der Musikhochschule in der Gaußstraße steht der Wohnwagen von Nezce, mit dem er bis zu seinem Tode durch die Lande gezogen ist, in dem er gewohnt und gearbeitet hat. Er ist im Originalzustand zu besichtigen, mit allen Notizzetteln, Arbeitsproben, Zeitungsausschnitten, Büchern und seinem Laptop, auf dem sein selbst programmiertes Siegfried-PC-Spiel läuft. Unten in der Tiefgarage ist eine Gralskammer aufgebaut, in der jeder Zuschauer Türen öffnen und nach seinem persönlichen Gral suchen darf. Auch oben im Theatersaal ist die strikte Trennung zwischen Bühne und Zuschauerraum aufgehoben. Die Freundin Tanja sitzt direkt unter den Zuschauern und der Regisseur wird mitten im Stück auf die Bühne gerufen, um sein Regiekonzept zu diskutieren. Zum Schluss dürfen alle auf der Bühne mittanzen, wenn DJ Richter auflegt. Die Londoner Band „The Valkyries“ entführt mit den Kompositionen von Dario Quinones und Steven Toronto in interessante Klangwelten, in denen die Grenzen zwischen Popmusik, Volksmusik und E-Musik verschwimmen. In der Faden-Filmkulisse tauchen Figuren aus den Wagner-Opern auf: Da erkennt man Siegfried, Isolde, den Fliegenden Holländer, Tristan und Parzival, die auch live auf der Bühne gesungen werden. Die Kostüme wagen eine Mischung aus Barock und Sciencefiction. Richter wagt sich so an die Entwicklung neuer Opernregiekonzepte vor, die jeden bisher bekannten Rahmen bewusst sprengen. Auch wenn nicht jede Idee gleichermaßen bezwingend ist, zeigt die Arbeit, dass man sich den Namen Sebastian R. Richter merken sollte. Birgit Schmalmack vom 21.12.15
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