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Erkundungen der Theaterräume zwischen Wüste und Au |
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Die Lektionen aus dem Sprachbuch kommen aus dem Lautsprecher. Das Wort "Mother" steht im Fokus. Die Mutter hat Kinder, die Mutter arbeitet in der Küche, die Mutter kocht. "The father" sei nicht in der Küche, ist zu hören. Die Performerin notiert sich das Wort der Zuschreibung auf ihren Körper: "Mother" schreibt sie auf ihre Arme, Schultern, Bauch und Beine. Ungläubig schüttelt sie ab und zu den Kopf, wenn die allzu einfachen Botschaften erklingen. Nachdem sie immer weitere Teile weggewischt hat, bleibt zum Schluss eine neue übrig: "In the beginning is the word." Das Bewusstsein beginnt mit der Sprache.
Wie Wörter Menschen durch ihre einseitige Definierung festlegen können, wird so mit dieser unaufdringlichen und dennoch eindrücklichen Performance von Elzbieta Chovaniec und Lea Barletti: deutlich.
Die nächste Inszenierung ist größer angelegt. Auf dem Autoscooter ist die Bühne und der Zuschauerraum für "Der Koffer" von von Malgorzata Sikorska Miszczuk aufgebaut. Ein Mann im goldenen Anzug saust mit einem älteren blauen Fiesta heran. Ein paarmal umrundet er die Bühne, bis er sie betritt. Er habe Geschichten zu erzählen. Doch bis er die richtige aus seinen vielen Anfängen herausgefunden, hat, dauert es etwas. Dann ist die Entscheidung gefallen. Um Francois soll es gehen. Einen Mann, der beständig auf der Suche nach seiner zweiten Hälfte ist. Seine Mutter verweigert ihm jede Mithilfe, seinen leiblichen Vater zu finden. Sie will nicht erinnert werden Von seiner Exfrau bekommt er einen Tipp. Sie schickt ihn ins Museum der Vernichtung? Was soll er da? Er weiß es nicht. Das ausgerechnet die Museumswärterin, die von derselben Schauspielerin wie die Mutter gespielt wird, dann doch noch auf die richtige Spur setzt, ist wohl kein Zufall. Der Koffer, den sie ihm zeigt, liefert den entscheidenden Hinweis.
Das auch der Mann in dem goldenen Anzug auf ein Wunder hoffen darf, deutet sich schon früh an: Die Frau, die er bei seiner Geschichtenaufspürung trifft, erweist sich als die Frau, in die er sich verliebt und mit er zum Schluss in seinem Fiesta davonfährt. Wie Regisseur Rolf Kemnitzers das auf dem Autoscooter umsetzt, zeugt von großem Gespür für die kleinen Gesten, fantasievollen Einfälle und liebevollen Details. Wie die Darsteller immer wieder auf den fahrbaren Podesten unsicher über die Bühne gleiten, weil sie den sicheren Boden verloren haben, wie die beiden Liebenden in spe eben unters Dach des Scooters krabbeln, weil sie den Romantikhimmel näher kommen, wie die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Humor ausbalanciert ist, lässt die Geschichte nachhaltig wirken, weil sie die Verstandes- und Gefühlsebene gleichermaßen anspricht
In einen VR-Film dürfen die Besucher danach in eine weitere Realität eintauchen. Sie sind zu Gast am Essentisch der Familie Esti in ihrem heruntergekommenen Herrenhaus. Doch das was folgt, ist kein plätschernder Small Talk sondern eine schaurige Auseinandersetzung über den Sinn und Unsinn der Nürnberger Gesetze, die die Familie direkt betreffen würden. Denn der eine Zweig der preußischen Familie hat eine jüdische Ehefrau. Das die vor Wut am Tisch fast platzt, obwohl sie als Gastgeberin die Fassung wahren soll, bekommt man in der VR-Realisierung des Theaterstoffes unter der Regie von Jakub Mainski hautnah mit. Der film ist mit deutsch und polnischen Schauspielern realisiert worden. Sie sprechen in ihren Originalsprachen, die jeweils in der anderen Sprache untertitelt werden.
Das Theaterstück von ist brisant, hoch aktuell und geht gerade in seiner Anlage, die Diskussion in eine formelle Abendgesellschaft stattfinden zu lassen, unter die Haut. Man möchte aufspringen und eingreifen. Gerade durch diesen Kniff vermittelt sich die erzwungene Stillhalten umso mehr.
So lieferte dieser eine Festivaltag im Rahmen von "Um-Polen" schon so viele verschiedene Eindrücke, dass er die Lust auf mehr machte.
Birgit Schmalmack vom 1.9.20
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Hamletmaschine, Haus der Statistik Inspektor Heyler, Haus der Statistik
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