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| Abschaum, Thalia |
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NO43 Abschaum, Lessingtage
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Der Mensch in seinem Schlammloch
Die Menschen sind am Ende. Sie stecken im Dreck fest. In einem Raum ohne Türen sind die neun Personen zusammengepfercht. Der Fußboden besteht aus Schlamm. Zuerst versuchen sie noch tapfer gegen den Dreck anzukämpfen. Aufrecht stampfen sie voller Energie in einem gemeinsamen Rhythmus, bis die Klumpen gegen die Fensterscheiben spritzen. Aufmunternde Schreie stoßen sie aus und blicken sich kampfeslustig in die Augen. Doch bald wird die einsetzende Resignation spürbar. Unsicher sucht man eine eigene Position und beargwöhnt den Anderen aus den Augenwinkeln. Jetzt ist sich jeder selbst der Nächste. Nicht ungerechtfertigt; schon bald wird der erste angerempelt, weggeschubst oder geschlagen. Noch vorhandene Reste von Zivilisation verlieren die Bedeutung und werden abgestreift. Die Dreckbatzen fliegen ins Gesicht und der erste stolpert und fliegt in die Matsche. Die Anzüge der Männer ebenso so wie die Kleider der Frauen färben sich dunkelbraun. „NO43 Abschaum“ vom Teater NO99 aus Tallinn zeigt eine Endzeitvision, in dem die Menschen nichts mehr zu verlieren haben und dennoch in aller Ausweglosigkeit um ein Weiterleben kämpfen. Es zeigt sie in den verschiedenen Stadien der Erkenntnis. Gewaltexzesse folgen auf Machtspiele mit wechselnden Fronten. Kurzfristiger Zusammenhalt ergibt sich unter pseudo-religiösen Führern/Führerinnen. Auch die Flucht in die Droge „Tanz“ hält nur solange vor, wie die Kräfte es zulassen. Dann sinken sie wieder in den Dreck, um sich ebenso schnell wieder aufzurappeln. Die Leistung der Darsteller ist enorm. Fast ohne Sprache erschaffen sie unter dem Regieteam Tiit Ojasoo und Ene-Liis Semper einen beeindruckenden Bilderreigen über die Spezies Mensch, der auch in der ausweglosesten Situation nicht aufgibt. Der immer wieder aufsteht, auch wenn der nächste Schritt unweigerlich zum neuerlichen Einsinken führt, weil er dazu fähig ist, immer wieder neue Hoffnungsschimmer zu erdenken und sich an sie zu klammern. Der, selbst wenn sich die Möglichkeit zur Flucht bietet, in seinem Schlammloch liegen bleibt, weil er an dessen Schrecken schon gewohnt ist. Ein Beitrag, der angesichts der derzeitigen Flüchtlingsbewegungen, auch neu über das Ausmaß ihrer Hoffnungslosigkeit nachdenken lässt. Birgit Schmalmack vom 25.1.16
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Nos revolutions, Lichthof
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