|
|
|
|
| Yamato, Staatsoper |
|
|
Yamato
|
Kraftvolle Trommel-Show
Wer die größste hat, schreit am lautesten. Der Trommler mit der dicksten Taigo steht stets im Zentrum auf der Bühne und fühlt sich sichtbar als Bestimmer. Mit seinen Trommelstöcken lässt er die Körper der Zuschauer zu Resonanzräumen werden. Seine tiefe Basstrommel versetzt sie in Schwingungen. Diesen Klängen kann keiner ausweichen. Sie treffen bis ins Innerste. Sie reißen mit hinein in den treibenden Rhythmus, den die neun Trommler aus Japan auf der Bühne der Staatsoper entfachen. Dabei sind sie ständig in Bewegung. Sie tanzen selbst mit den schweren Trommeln, die sie am Schultergurt tragen. Sie lassen die Trommelstäben fliegen, so dass das Auge in den Stäben neue Formen zu erkennen glaubt. So sind die Trommler nicht nur Leistungssportler, deren Muskelpakete beeindrucken, sondern auch Tänzer, Sänger und Spieler von japanischen Instrumenten wie Koto und Shamisen. Mit überbordender Energie wirbeln sie über die Bühne. Die Rückwand ist mit Kirschblüten übersät. Das Sonnenrad prangt über allem. Die ausgefeilte Lichtregie erzeugt immer neue Stimmungen. Wie man mit zwei kleine unscheinbare Klang-Schellen ganze Geschichten erzählen kann, zeigen drei Performer in einem leisen Höhepunkt der lautstarken Show. Eine Frau fängt an, mit einer Chappa Beat-Songs zu erfinden. Dann kommen zwei Männer dazu und drängen sie zu Seite. Doch die pfiffige Frau mogelt sich zwischen ihren Beinen hindurch wieder in die erste Reihe, solange bis die beiden kapieren: Zu dritt können sie die Fantasie der Zuschauer noch besser auf Reisen schicken. Zum Schluss sieht man, wie Töne als Schmetterlinge eingefangen werden, als Sterne aufsteigen und sogar ein komplettes Tischtennismatch spielen können. Von weitem sind die Männer und Frauen kaum zu unterscheiden. Lange Haare, dicke Muskeln und riesig viel Energie haben sie alle. Die vier Frauen haben zwar meist die kleineren Trommeln, schneiden aber im direkten Battle in Sachen Schnelligkeit, Ausdauer und Kraft gleichstark ab. Ironisch ist der Blick auf die männliche Zurschaustellung ihrer Kraft: So klemmen die Männer bei einem Stück einfach ihre Beine unter ihre Trommeln und nutzen jeden ihrer Schläge zu einem Situp. Die geist- und seelenvollen Bedeutungen der einzelnen Stücken werden den meisten Zuschauern wohl verschlossen bleiben; die Show ist einfach zu mitreißend um allzu viel ins Grübeln über mögliche Inhalte zu geraten. Birgit Schmalmack vom 25.8.15
|
|
|
Wir sind keine Barbaren, Kontraste
|
Druckbare Version
|
|
|