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Zwischenfälle, Burgtheater

Zwischenfälle, Burgtheater

Sehnsucht im Herzen

Der alte Mann summt vor sich hin. Von der übergroßen Sehnsucht in seinem Herzen singt er leise. Während er einen Transistor liebevoll an sein Herz drückt, lauscht er einer Radiostimme. Die Frau spricht von Schneeschauern über dem Flachland und von Stürmen über Görlitz. Doch für den Mann spricht sie nur von seiner Liebe. Kurzerhand steckt er das Radio unter sein Jackett und nimmt die Stimme mit in sein Herz.
Ein Mann sucht einen Schwächeren, dem er einen Tritt in den Hintern geben kann. Er will sich für die Schmach revanchieren, als er einen einstecken musste. Alles seine bisherigen Versuche haben zu weiteren Tritten geführt, die ihn noch weiter erniedrigten. Um die Sache nun endlich definiert hinter sich zu bringen, sucht er nun jemanden, den er dafür bezahlen will.
Ein Ehepaar sitzt am Tisch und isst Suppe. Innerhalb kurzer Zeit sind sie am Streiten. Die Beleidigungen fliegen nur so zwischen ihnen hin und her. Bald wird klar: Sie sind in ihrem Dauerstreitloop angekommen, denn sein Ende schließt sich nahtlos an seinen Anfang an.
Ein Mann sitzt im Flur. Am liebsten würde ich ständig jemandem eins in die
Fresse hauen, gesteht er. Er malt sich aus, den nächsten Besucher, der an seiner Tür klingelt, kräftig zu verprügeln, bis er am Boden liegt. Oder vielleicht doch dem Gast, der bei ihm eine Tasse Tee trinkt, heißes Wasser ins Gesicht zu schütten?
Blutige Nasen, träumerische Sequenzen, künstlerische Musikstücke, humorvolle Tanzeinlagen, Witze ohne Worte, unmotiviertes Türengeknalle, makabere Geschichtchen – all das wird hinter einem Gazevorhang zu einem Kaleidoskop der Skurrilitäten zusammengestellt, die von Blacks mit Explosionen, Zuggeratter, Donnern und Kreischen unterbrochen werden.
Andrea Breth hat wunderbare Schauspieler des Burgtheaters Wien für ihre Show der Absonderlichkeiten des Lebens zu Verfügung. Sie will überraschen und das schafft sie spielend. Kaum ist ein Erwartungshaltung aufgebaut, wird sie unterlaufen. Philosophisches wird mit Klamauk kontrastiert. Träumerisches mit Derbem. Märchenhaftes mit Gewaltexzessen. Drei Stunden lang füttert sie ihre Zuschauer. Die Ideen für die Szenen von Courteline, Cami oder Charms scheinen ihr nie auszugehen. Manchen Zuschauern war das zuviel. Nach der Pause blieben einige Stühle leer.
Birgit Schmalmack vom 21.10.14



Zur Kritik von

nachtkritik 
 
 


Wassa Schelesnowa
Hedda Gabler, Thalia

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