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Wassa Schelesnowa

Zur Kritik von

nachtkritik 
abendblatt 
ndr 


Wassa Schelesnowa

Wenn man immer nur gut ist, langweilt man sich zu Tode

Wassa (Maria Schrader) hat alles im Griff. Ihr rotes Sofa ist ihre Kommandozentrale, von der sie aus das Familien- und Unternehmensschiff dirigiert. Wie ein Schiffsbug ragt ihr Salon über die ersten Reihen des Schauspielhauses hinaus. Die gläserne Drehtür schleudert einen zu erledigenden Fall nach dem nächsten in Form von Menschen oder Problemen zu ihr hinein. Wobei für Wassa beides auf das gleiche hinausläuft. Sie schuftet sich ab, nach eigener Aussage für ihre Kinder. Doch Natalie Gefällt sich in der Rolle der radikalen Revoluzzerin, die ihre Mutter und ihre Taten gnadenlos hinterfragt. Ludmilla dagegen ein rosa Girlie, das eher für Kekse mit Marmeladenfüllung und attraktive Tänzer schwärmt. Beide sind als Nachfolger für die Reederei denkbar ungeeignet. Der einzige Sohn ist todkrank. Folglich muss Wassa auf die nächste Generation, ihren Enkel Kolja, setzen. Doch da kommt ihre Schwiegertochter Rahel (Thea Rasche) durch die Drehtür herein, um ihren Sohn zu holen. Er soll nicht von einer Materialistin wie Wassa erzogen werden. Selbst will sie sich zwar nicht um ihn kümmern, das soll ihre Schwester übernehmen; sie ist schließlich eine überzeugte Sozialistin, die bei ihrem Kampf für ihre Ideale kein Kind gebrauchen kann. Doch Wassa verweigert ihr das Kind. Sie braucht diesen Enkel als Rechtfertigung, um ihren Lebenskampf mit aller Härte und Skrupellosigkeit weiter führen zu können.
Ich kann alles, sagt Wassa einmal. Dass sie sich dabei verkalkuliert hat, merkt sie viel zu spät.
Regisseur Dieter Giesing wollte am Schauspielhaus ein spannendes Konversationsdrama um eine ehrgeizige Businessfrau inszenieren, die über Leichen geht um ihr Unternehmen zu erhalten. Diese hasst ihren Reichtum und tut doch alles um ihn zu mehren. Mit ihrem Ausspruch „Nur die Armen können wahrhaft glücklich sein“, nährt sie nicht nur ein Klischee. Als reiche Frau ist sie gefangen in ihrem Laufrad. Bestechung der Beamten, Ausbeutung der Arbeiter, Manipulation und Lüge lassen kein Platz für Ruhe, Harmonie und Mitmenschlichkeit. Dass Rahel mit ihren Idealen für eine Alternative stehen könnte, bleibt in dieser Inszenierung eine leere Behauptung. Auch sie will ihr Kind bei ihrer Schwester parken, damit sie Zeit und Kraft hat für die wichtigeren Ziele. Sieht so der bessere Mensch aus? So erscheinen bei Giesing Wassas Lebenspostulate trotz ihres Scheiterns alternativlos. Gegenkonzepte bleiben so vage, dass daraus keine Spannung bezogen wird. So lebt das Stück in Hamburg von der exzellenten Figurenzeichnung durch die allesamt hervorragenden Schauspieler.
Birgit Schmalmack vom 26.10.14

Mit: Karoline Bär, Yorck Dippe, Paul Grote, Ute Hannig, Josefine Israel, Markus John, Johanna Küsters, Christoph Luser, Michael Prelle, Thea Rasche, Anna Sophie Schindler, Maria Schrader, Michael Wittenborn.



Mare nostrum?

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