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| Der Hundertjährige, Altonaer Theater |
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Der Hundertjährige, der aus dem Fenster sprang
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Plakativer Witz erhält die Gesundheit
Drei weiße Rahmen, drei Treppenstufen, eine nackte Bühne und schon entstehen die verschiedenste Räume, die der umtriebige lebenslustige Hundertjährige Allan Karlsson (Jörg Schüttauf) bei seiner Flucht aus dem Altersheim erkundet. Unvermutet fällt ihm ein Koffer voller Geldnoten in die Hände und hetzte ihm damit gleichzeitig eine Gangsterbande und die Polizei auf den Hals. Doch der schwedische Alte bleibt nicht lange allein. Schnell findet er Kumpanen, die ihm angesichts des gut gefüllten Koffers gerne behilflich sind. Zuerst der Kleinganove Julius, dann der Imbissbudenbesitzer Benny, die Elefantenbesitzerin Gunilla und schließlich Bennys Bruder Bosse begeben sich mit Allan auf die Flucht. Der hat stets ein Gläschen in seiner Westentasche, so dass jederzeit ein Schnäpschen gekippt werden. Oder auch mehrere. Dass Alkohol kann so freundschaftsfördernd sein! Den Hundertjährigen können Abendteuer dieser Art nicht aus seinen Pantoffeln kippen, dafür hat er schon in seinem früheren Leben zu viel erlebt. Gerne gibt er ein paar Geschichten davon im Laufe des langen Abends preis. Obwohl er sich überhaupt nicht für Politik interessiert, haben seine Aktivitäten ein paar Mal die Geschichte entscheiden können. Als Sprengstoffmeister stellt er seine Dienste ohne Rücksicht auf die Systeme in den Dienst sowohl der Sowjetunion, der USA, von China, Nordkorea oder dem Iran. Er wird zeitgleich als amerikanischer und als russischer Spion engagiert und kann so tatsächlich zur Abrüstungspolitik betragen. Auf Wahrscheinlichkeit und Logik legt der Autor Jonas Jonasson seines Erfolgsromans „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster sprang“ keinen gesteigerten Wert. Umso mehr auf Aktion, Humor und Klischees. Im Altonaer Theater gelingt es der Regisseurin Eva Hosemann alle diese Punkte zu erhalten und sie auf die Bühne zu bringen. Das ihr dies gelingt, liegt auch an den grandios-einfachen Bühnenbildeinfällen von Stephan Bruckmeier. Wenn ein Esstisch gebraucht wird, wird eben ein Rolltischchen hereingeschoben, auf dem „Esstisch“ steht. Wenn eine Küche gebraucht wird, wird ein Schild mit der Aufschrift „Küche“ aufgestellt. Wenn ein Wald entstehen soll, werden grüne Holztafeln mit den Buchstaben „Tanne“ und „Dunkler Wald“ aufs Laufband gesetzt. Das hat genau den Kinderwitz wie der Roman und vervollständigt somit die Inszenierung auf äußerst passende Weise. Das gut besetzte Ensemble, das zu zehnt in alle Rollen schlüpft, erledigt den Rest, um über die Länge von 160 Minuten zu unterhalten. Dennoch hätten der Bühnenfassung ein paar Kürzungen sehr gut getan. Gut gemachtes Kinder- wie auch Boulevardtheater tut gut daran, die Geduld seines Publikums nicht überzustrapazieren. Birgit Schmalmack vom 26.12.14
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Zur Kritik von
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Honka, Lichthof
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