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| Deutschstunde, Thalia |
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Zur Kritik von
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Deutschstunde, Thalia
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Gefangen in der Geschichte
Zusammengepfercht wie in einem Boot auf hoher See sind die Dorfbewohner. Der Polizeiposten Jepsen von Rugbüll an der Nordseeküste soll das Malverbot, das Berlin über seinen Schulfreund Nansen verhängt hat, überwachen. Jepsen ist niemand, der Befehle in Frage stellt. Er erfüllt seine Aufgaben, er tut nur seine Pflicht, er stellt keine Fragen. Seinen Sohn Siggi (Jörg Pohl) will er genau in diesem Geiste erziehen, um aus ihm einen brauchbaren Menschen zu machen. Darin ist er sich mit seiner verhärmten Frau Gudrun (Gabriele Maria Schmiede) ganz und gar einig. Mit ihren anderen Kindern haben sie bisher nicht so viel Erfolg gehabt: Der kluge Sohn Klaas (Sebastian Zimmler) ist ein Deserteur. Die lebenslustige Tochter Hilke (Franziska Hartmann) hat sich mit einem mittellosen Musiker, der zudem noch an Epilepsie leidet, verlobt. Doch auch Siggi hat seine Geheimnisse. Er versteckt den Bruder in seiner Mühle, er raucht heimlich mit seiner Schwester und er sichert die Bilder des Malers, um sie vor der Vernichtung zu bewahren. Bei Regisseur Johan Simons sind sie alle gleichermaßen den Verhältnissen ausgeliefert. Sie sind aneinander gekettet. Sie können sich in ihrem engen, auf der Spitze stehenden Bootsplankenraum nur mühsam bewegen. Immer rutschen sie wieder in der Mitte zueinander. Der Blick in die Weite ist nur möglich, wenn einer von ihnen bis nach oben klettert und die Beine über den Rand hängen lässt. Wer sich nicht festzuhalten weiß, verliert schnell den Halt und kann auch schon mal über unteren Kante rutschen. Jepsen (Jens Harzer) und Nansen (Sebastian Rudolph) sind sich zum Verwechseln ähnlich. Beide von hoher, schlanker Gestalt, mit kurzen glatten Haaren und in fast identischen graubeigen Hemden und Hosen gekleidet. Schließlich stammen sie beide aus derselben Dorf. Wie unterschiedlich sie sich entwickelt haben! Selbst Jepsen ist über seine eigene Anpassungsbereitschaft und Max Aufmüpfigkeit erstaunt. Doch gerade zum Kontrast zum widerständigen Maler versteift er sich im Laufe des Krieges immer mehr in seiner Haltung, Recht zu haben und es auch vertreten zu müssen. Bei Simons darf auch Jepsen seine Selbstzweifel äußern. Alle Personen reden in der Ich-Person. Sie berichten über ihre Gedanken, Handlungen und Gefühle. So bekommt die Inszenierung einen neuen Duktus, der noch dichter an die Figuren heranführt. Susanne Meister hat die Textfassung geschrieben, die den fast 600-Seiten-Roman auf zwei Stunden kürzt. Wer den Roman kennt, findet leichter durch die stark verschnittene Handlung. So ist Simons eine hervorragende Arbeit gelungen, die ohne die innovative Fassung von Meister, das herausfordernde, mutige und stimmige Bühnenbild von Bettina Pommer und das tolle Ensemble nicht möglich gewesen wäre. Sie erlaubt auf der Ebene eines kleinen Dorfes ein Einfühlen in die Menschen und ihre Beweggründe. Sie zeigt die Entstehung von Traumata, die sich bis in die nächste Generation weitertragen. So wird Siggi die Vorstellung der kleinen Flamme, die sein Vater an der Leine führt und mit der er die Kunst vernichtet, wohl noch lange begleiten. Birgit Schmalmack vom 22.12.14
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Fraktus, Thalia Spirit, Kampnagel
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