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Speisung der 5000, Kampnagel

Zur Kritik von

Abendblatt 
 
 


Die Speisung der 5000, Kampnagel

Magisches Musiktheater

Zuletzt wird der gesamte Take, dem die Zuschauer auf Kampnagel live beiwohnen durften, auf www.soundcloud hochgeladen. Die Einmaligkeit des Live-Erlebnisses ist nun für alle Interessierten konserviert und verfügbar gemacht worden. Dabei geht es um einen Mann, den die technischen Möglichkeiten der Reproduzierbarkeit zeitlebens beschäftigten. Die derzeitigen Entwicklungen hätten sogar ihn, den stets das noch nicht Erreichbare interessierte, überrascht.
Sein Enkel (Peter Maertens) erzählt von diesem erfindungsreichen Opa, der an Thomas Alpha Edison erinnert. War er zunächst ein Meister der Telegrafiehandwerks, so erfand er bald Geräte zur Ton- und Filmaufnahme. Dieser Pionier der Reproduktionskunst begibt sich nach erfolgreicher Vermarktung in den Weltraum, um die Einzigartigkeit wieder zu entdecken. Von dort schickt er nun seinem Enkel kryptische Botschaften, die dieser mühsam als eine Sinfonie mit Gleichnischarakter dechiffriert. Erst allmählich entdeckt er, dass ihr Inhalt an die biblische Geschichte, in der Jesus in der Wüste 5000 Menschen mit nur fünf Broten und zwei Fischen satt macht, erinnert.
Der Aufzeichnung dieser mythologischen Oper wohnen die Zuschauer auf Kampnagel nun live bei. Der Kampnagel-Zukunfts-Chor positioniert sich immer wieder neu in der roten Sandwüste auf der Kampnagelbühne. Das Ensemble Resonanz unter ihrem Leiter Jan Dvorak erschafft den nötigen großen, orchestralen Klangsound. Und Jan Plewka erkundet singend als Mann im Astronautenkostüm den Outerspace. Alle zusammen erzeugen eine Spannung, die bis zum Ende der zweistündigen Aufführung hält. Wirkt die schlichte Lesungssetzung der Lebenserinnerungen des Enkels zunächst noch fast banal, zieht die skurrile Geschichte um den Mann auf dem Mars bald in ihren Bann. Kommando Himmelfahrt hat es geschafft, die Zeitebenen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf allen Ebenen zu vernetzen und dabei die sinnlichen Erfahrbarkeit durch ihre Zuschauer nie aus den Augen zu verlieren. In dieser digitalen Welt wird der Liveaufnahme zum Kult erhoben. Der Geschmack von Brot und Wein in der Pause dient als Anlass zur realen Begegnung, um danach mit Hochladen in die rein virtuelle Welt der soundcloud zu enden. Das ist Meta-Theater vom Feinsten.
Birgit Schmalmack vom 16.12.14




 

Rocco Darsow, Malersaal

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