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Summer of Hate

Zur Kritik von

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Summer of Hate, Thalia

Die Kommune der Liebe wird zum Terrorcamp

Charles Manson ist ein Idol. Seine Figur produziert Bilder, die er zu benutzen weiß. Um die Konstruktion der medialen Bilder dieser Ikone geht es Regisseur Stefan Pucher. Deshalb hat er ihn auch gleich dreifach besetzt, jeweils in anderem Styling: als Westernheld in Lederklamotten (Tilo Werner), als Hippie in perlenbesticktem Hemd (Sebastian Rudolph) und als langmähniger, bärtiger Naturbursche mit Gitarre (Jörg Pohl). Er kommt aus einer „anderen Welt“, wie er sagt, und er führt seine Anhänger in eine weitere. Hinter Gittern verbrachte er die meiste Zeit seines Lebens. Hier lernte er alleine klarzukommen. Er nutze seine erworbenen Fähigkeiten der Führung und Verführung: Er gründete die „The Family Jams“, eine Kommune und Band, die sich den aufkeimenden Protest am gängigen System in Zeiten des Vietnamkrieges zunutze machte. Denn Manson propagierte andere Ziele: Liebe, Gemeinschaft und Sex.
Auf der Bühne wird die Abtrennung der Welten durch raumhohe Wände mit transparenten Sichtfenstern sichtbar gemacht. Gleichzeitig dienen sie als Projektionsflächen der Bilder, die die Gesellschaft sich von Manson machte und macht. Auf sie werden Doku-Fimaufnahmen der historischen und der live vom Thalia Ensemble gespielten Family projiziert, die sie hinter der Wand bei ihren Gelagen am Lagerfeuer, am Pool und im Bett in Szene setzt.
Charles Manson sei wie ein Vater für sie, sagen die Mädchen (Alicia Aumüller, Franziska Hartmann, Tabita Johannes, Maja Schöne) auf der Spahn Ranch in der Nähe von Los Angeles. Er duldet keinen Widerspruch. Die Frauen sind dazu da, die Männer zu befriedigen und zu bekochen. Wer sich den Statuten der Kommune nicht fügt, muss gehen. Der Spirit of love ist dennoch so anziehend, dass sie alle bleiben wollen.
Wie diese Emotionen plötzlich in Hass umschlagen, will das Musical „Summer of Hate“ im Thalia Theater erzählen. Doch die Erklärungen bleiben dürftig, wo Emotionen und Projektionen alles sind. Diese eine muss reichen: Als Charles Manson von Hollywood schnöde abgewiesen wird, beschließt er plötzlich gegen das Establishment vorzugehen und dafür seine Jünger in Kämpfer zu verwandeln. Erstaunlicherweise folgen sie ihm bedingungslos. Plötzlich wollen sie beim Töten genauso viel Lust wie beim Lieben empfinden.
Zusammen mit der Band Trümmer entsteht ein Feeling der Flower-Power-Jahre auf der Bühne. Die Sänger und Schauspieler lassen zu harmonischen Songs von Love and Freedom ihre Haare und ihre bunten Ethnogewänder wallen und lullen das Publikum langsam ein, bis es keine Fragen mehr stellt und sich von den Rhythmen dahin tragen lässt, wo Verstand und Logik keine Rolle mehr spielen.
Birgit Schmalmack vom 30.9.14



Die letzten Zeugen
Malala

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