The price is the problem!
Einmal aussteigen aus dem System der Wahrscheinlichkeit, einmal nicht dem Zwang unterliegen, nur die Wege zu nehmen, die die höchste Wahrscheinlichkeit zur planungsgemäßen Umsetzung versprechen, einmal gerade das Unwahrscheinliche möglich zu machen, einmal einsteigen zu einem Drive, der den Graph der Unwahrscheinlichkeit in möglichst hohe Kurven ansteigen lässt - das hatten sich die geheimagentur und der Künstler Joshua Sofaer vorgenommen. Dazu nicht per Anhalter in die Galaxis starten sondern mit einer Stretchlimousine durch Berlin zu fahren. Um diesem Ziel näher zu kommen, hatten sie die höchst unwahrscheinliche Verschiffung eines umgebauten Lincoln Town Car aus Dubai nach Hamburg Realität werden lassen. Die Sperrung der Kreditkarte und die Unmöglichkeit einen Auto-Versicherer zu finden gab es obendrauf. Denn die deutsche Bürokratie mit einem Projekt, das die Unwahrscheinlichkeit als Ziel hat, zu überzeugen, ist ziemlich unwahrscheinlich. Doch nun steht das Auto auf der Drehbühne des Festspielhauses und die Zuschauer sitzen im Kreis um es herum. Sie dürfen entscheiden, welcher der Berliner, die ihre unwahrscheinlichen Ideen im Laufe der letzten Wochen für das Auto entwickelt und mit der geheimagentur ausprobiert hatten, die Limousine am Ende aus dem hinteren Bühneneingang heute nach Hause fahren darf. Präsentiert bekamen die Zuschauer Ideen von einem Schienenersatzverkehr für stillgelegte Regionalbahnen über ein Transportmittel zu Kulturevents, ein Hochzeitsauto für eine Hochzeit in Indien, einen fahrbaren runden Tisch für Stadtvertreter, ein Obdachlosenasyl bis hin zu einem Flaschensammlungsfahrzeug. Am Ende gewann die Idee von Hutmacherin Rieke: Sie suchte einen Transporter für einen Schafsbock von den Pyrenäen nach Berlin, um hier ihre eigene Schafszucht aufzubauen, die bisher aus zehn weiblichen Schafen besteht. Doch die anderen Teilnehmer brauchten nicht allzu enttäuscht zu sein, denn wie Joshua Sofaer meinte: „The price ist the problem...“ Die geheimagentur reizte mit ihrem Projekt dazu an, die Denkrichtungen des Alltäglichen zu verlassen. Das wurde geschliffen dargeboten, unterhaltsam in den kleinen Filmausschnitten präsentiert, blieb aber dann doch ohne den philosophischen Tiefgang, den die Anmoderation vor dem eisernen Vorhang versprach. Birgit Schmalmack vom 15.7.13
|
|
|