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| Charmatz & Arias |
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Melancholie und Protest & Levee des conflicts
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Stille Rebellion und meditatives Eintauchen 1976 war das Geburtsjahr von Lola Arias. 1976 war aber auch das Jahr des Militärputsches in Argentinien. Und 1976 begann auch die Krankheit ihrer Mutter der manischen Depression. Den möglichen Zusammenhängen zwischen den drei Ereignissen spürt die argentinischen Schriftstellerin, Schauspielerin und Regisseurin in ihrer Arbeit „Melancholie und Protest“ nach. Ihre Mutter (dargestellt durch eine Schauspielerin) steckt sie dafür in einen Beobachtungskasten auf der Bühne, während sie selbst in möglichst objektiver Distanz am Mikro Stellung bezieht. So berichtet sie in einzelnen Kapiteln über den Alltag, den Medikamentenkonsum, die Therapien, die sozialen Kontakte und die kleptomanischen Phasen ihrer Mutter. Vier Statisten stehen derweil im ersten Teil „Melancholie“ als dienstbare Geister und für Gruppenaufstellungen zur Verfügung. Im zweiten Teil „Protest“ verschaffen sie sich Gehör und beanspruchen den Platz an den Mikros für sich: Als Partei der Alten formulieren sie keck und selbstbewusst ihre Forderungen nach einem angemessenen Platz in einer immer älter werdenden Gesellschaft. Arias Verknüpfung des Protestes der Senioren mit der Depression der Mutter bleibt vage. Dass die Melancholie der Mutter ein leiser Ausdruck des Protestes sein könnte, mag sein, aber warum gerade der der Alten? Zum Ausbruch der Krankheit war sie eine junge Mutter. So wird der Auftritt der älteren Schauspieler, die zum Schluss auch noch ihren von der Zeit gekennzeichneten Körper auf der Bühne präsentieren, zwar aufmunternd mit Applaus gewürdigt, bleibt aber zwiespältig. Während Lola Arias sich ihrer Mutter zum Schluss annähert, indem sie ihre Kleider überstreift, stehen die Alten mit ihrem Protest ausgestellt am Bühnenrand.
25 Bewegungen, 24 Tänzer – aus diesem formalen Gegebenheiten formt Boris Charmatz in „Levee des conflicts“ einen Tanzabend, der entweder faszinierte oder langweilte. Als Zuschauer konnte man in das meditative Arrangement eintauchen oder wurde von der scheinbaren Eintönigkeit und Formlosigkeit eingeschläfert. Jeder der Tänzer wiederholte die immer gleiche Bewegungsfolge. Einer nach dem anderen betrat die Bühne und begann mit der ersten der 25 Bewegungen. Wer sich jedoch auf diesen Bewegungskanon einließ, konnte Bilder entstehen sehen, die die unterschiedlichsten Fantasien anregten. Man mochte an Alltagsverrichtungen in heutigen Gesellschaften denken, die keinerlei Begegnungen möglich machen, da jeder in seinem fest getakteten Zeitablauf gefangen ist. Man mochte an Bilder aus Dantes Inferno denken, in denen die Menschen zu einem sich windenden Gewürm verkommen, das zu keinerlei eigenständigen Denken in der Lage scheint. Man sah, als das Tanzensemble sich zu einem Fleck in der Mitte ballte, einen rückwärts laufenden Urknall. Man erkannte in der Verlangsamung der Bewegungen die Erlahmung der Kraft der Menschen, die dem Tode nahe sich wieder zu Erde verwandeln. Zum Schluss schleichen sich die Tänzer nacheinander so heraus, wie sie gekommen sind. Leider kamen diese zaghaften dramaturgischen Veränderungen innerhalb des starren Konzeptions-Konstrukts sehr spät. Größere Entwicklungsspielräume hätte die Bilderanreicherung in den Gehirnen der Zuschauer noch steigern können. Birgit Schmalmack vom 12.8.12
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Die Ausgedehnten, Schorsch Kamerun &Fabian Hinrich
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Spirale des Kreises Die Elbe spielte die Hauptrolle. Schorsch Kamerun und Band hielten sich dezent im Hintergrund. Hinter einem glitzernden Perlenvorhang im Unterdeck blieben sie für die meisten Zuschauer an Bord der MS Hamburg unsichtbar und ließen nur ihre Töne und Stimmen von ihrer Anwesenheit zeugen. „Schauen Sie hinaus!“ lautete damit auch die Aufforderung, die die Band- und Textkapitäne Schorsch Kamerun und sein Mitstreiter Fabian Hinrichs immer wieder an ihre „Mitpassagiere“ richteten. Kamerun wird zum blonden „HANSS“ (Hat alles nicht sollen sein). Angesichts des funkelnden Hafenpanoramas müsse doch jeder betrogen fühlen. Der Wahn der ständigen Optimierung des Mehrwerts ist sein Thema. Er will viel herausfinden auf dieser Fahrt: über das fortwährende Wachstum, die strömende Elbe, den stimmungsvollen Abend und die gegebenen Versprechen. Die Erfüllung ihres eigenen werden die Beiden ihrem Publikum schuldig bleiben. Ihre Passagiere dürften zwar viel Atmosphäre aber wenig Erkenntnis tanken. Während das Motorschiff den Burchardkai passiert, wird Kamerun immer melancholischer. Er weint um Japan, China, seine Ernährung, Syrien, Tunesien, Persien und um sich selbst. Während Kamerun mit wachstumskritischen Liedgut unterhält, steuert Hinrichs eine „kleine Geschichte“ bei. Er erzählt von der Wiederbegegnung mit einem früheren Freund, der sich wie er selbst etwas verändert hat, nur in eine ganz andere Richtung. Während Hinrichs als freier Künstler in Berlin lebt, ist dieser in eine Reihenhaussiedlung in einem kleinen Vorort von München gezogen, den er deswegen besonders schätzt, weil dort das Bier im „Goldenen Löwen“ äußerst billig ist. Noch vor dem morgendlichen gemeinsamen Frühstück flieht Hinrichs aus dem Gästezimmer des Reihenhauses. Auf der Hafenrundfahrt trifft die imaginierte Provinz einer bayerischen Kleinstadt auf die glitzernde Fassade einer expandierenden Hafenstadt. „Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich vor, was aus Hamburg werden könnte!“, werden die Passagiere aufgefordert. Als das Schiff sich nach der einer einstündigen Rundfahrt wieder den Landungsbrücken nähert, singt die „Hildegard Knef des Punks“ (laut Diedrich Diedrichsen) alias Kamerun noch einmal über die weise Erkenntnis, dass „Unabhängigkeit keine Lösung für moderne Babys“ sei. Und ein letzter Song über die „Spirale des Kreises“, in der sich das Leben, die Wirtschaft und auch Hamburg um sich selber kreist, fasst auch den Tenor des Liederabends von Kamerun und Hinrichs wunderbar zusammen. Birgit Schmalmack vom 9.8.12
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Zur Kritik von
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Elena's Aria
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