Der WONDERFUL Zauberer von OZ, Lichthof
Ich will ein Echtleben!
Dorothy hat ihr Zuhause verloren. Stattdessen ist sie „over the rainbow“ in ein Paradiesland des Konsums katapultiert worden. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als wieder nach Hause zu Tante M. und Onkel Henry zu kommen, auch wenn ihr Haus dort klein und die Umgebung trübgrau ist. Die LED-glitzernde Welt des OZ-Landes widerstrebt ihr, auch wenn sie in ihrem niedlichen rosa Kleidchen perfekt in das Showambiente zu passen scheint. So macht sich das Mädchen mit zupackendem Pragmatismus auf die Suche nach dem ominösen Zauberer von OZ, der ihr vielleicht ein Rückfahrtticket nach Kansas besorgen kann. Sie läuft munter auf dem gelben Weg auf dem Bühnenboden voran und trifft dabei auf merkwürdige Weggefährten wie die schüchterne, leicht beschränkte Vogelscheuche, den eingerosteten desillusionierten Blechmann und den ängstlichen Löwen. Zusammen sind die schwachen Vier dann so stark, dass sie sowohl die böse Hexe wie auch den großen Zauberer austricksen können.
„Der Zauberer von Oz“ ist nicht nur als Kinderbuch sondern auch als verfilmtes Musical zu Weltruhm gelangt. Wie es sich für diese Genres gehört, gibt es ein schönes Happy-End. Das ist auch bei der Neuinszenierung von Carola Unser mit den BOND GIRLS im Lichthof nicht anders.
Unsere Medienwelt gaukelt den Konsumenten permanent Ziele vor, denen sie hinter herlaufen und die sich als purer Schein enttarnen, wenn sie erreicht worden sind. „Den Zauberer von Oz“ als hintergründige Entlarvung einer konsum- und eventorientierten Gesellschaft zu interpretieren, leuchtet also ein. Der Regieansatz bedient sich gerne der Stilmittel, die er kritisieren will. Reizüberflutung, die in dreißig Sekunden-Takt immer neue Witze, Botschaften und Attraktionen auf ihre Konsumenten abfeuert, findet auch hier statt. So drängt sich die Unterhaltung in den Vordergrund und die kritischen Anmerkungen durch Video- und Texteinspielungen auf den Bildschirmen bleiben eher Beiwerk.
Die Darsteller sind hervorragend besetzt. Besonders die drei männlichen Mitstreiter (Joscha Henningsen, Marc von Henning, Martin Sommer) von Dorothy (Lisa Grosche) sind klasse. Sie glänzen mit pointierter Überzeichnung ihrer zahlreichen Rollen, mit gekonnter Beiläufigkeit und lakonischem Charme. Also ein unterhaltsamer Abend, der auch die jüngeren Zuschauer durchaus amüsieren konnte.
Birgit Schmalmack vom 21.1.13
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