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"Die Nacht der von Neil Young Getöteten", Thalia

"Die Nacht der von Neil Young Getöteten", Thalia





Den Kreis durchbrechen

Der Lauf des Lebens ist nicht aufzuhalten. Er dreht sich und dreht sich immer weiter. Genauso wie die Drehbühne des Thalia Theaters. Das Drama des Irdischen bzw. des Menschlichen ist darauf zu begutachten. Ein ramponiertes Wäldchen ist zu sehen, vom Waldsterben durch Treibhauseffekt, saurem Regen und Dürreperioden gezeichnet. Inmitten dieses schwer gezeichnet Naherholungsgebiet gibt es eine kleine Lichtung mit Straßenlaterne, Parkbank und überquellenden Mülleimer. Hier versammelt sich eine besondere Spezies: die "von Neil Young Besessenen". Oder wie Autor Navid Kermani in seinem Buch „die von Neil Young Getöteten“ nennt. Er wählte diesen Titel, weil er sich an Koraninterpreten erinnerte, die nach dem Hören einer Koransure ihr Lebensmaß erfüllt sahen. So geht es ihm beim Hören der Musik von Neil Young.
Gleich im ersten Kapitel erfährt man, dass diese Musik auch schon einwöchige Babys zu beeindrucken weiß. Als seine neugeborene Tochter unter den berühmt berüchtigten Dreimonatskoliken litt, beruhigte sie sich sofort, wenn Kermnai eine Neil Young Platte auflegte. Für ihn war das ein weiterer Beleg dafür, dass diese Musik eine Ebene in den Menschen anrührt, die jenseits des Verstandes und der Sprache liegt und ganz aus der Intuition gespeist ist. Die Erfahrungen des immerwährenden Verlustes, die das Leben bereithält, macht diese Musik nachfühlbar. Anscheinend auch schon für ein Neugeborenes, das gerade den größtmöglichen Verlust ertragen lernen muss: die Vertreibung aus dem Paradies des Mutterleibes.
Auf der Bühne steht demzufolge auch ein Kinderwagen, aus dem immer wieder klägliches Kinderschreien zu hören ist. Dann versammeln sich alle Young-Gläubige um den Wagen, singen für das Kind ein Lied und es wird ruhig.
Es sind ausschließlich Männer, die sich versammeln. Alt-Hippies, Alt-Trucker, Alt-Holzfäller, Bierbäuchige, vom Leben Gekennzeichnete, aber auch ein Anzugträger in dunklem Zwirn. Sie eint eines auf dieser Lichtung: ihre Liebe zu Neil Young. Sie alle erkennen sich in seiner Musik und seinen Texten wieder. Da erschallen Lieder wie "Old man look at my life", "Tonight's the night", "Down by the river", "Oh Mother", "Last Trip To Tulsa" oder "Heart of Gold". Wenn sie sie alleine oder gemeinsam zelebrieren, wird ihr ganz eigener Zugang spürbar. Das ist umso spannender, weil diese männlichen Young-Jünger zur Hälfte von weiblichen Darstellern (Felix Knopp, Thomas Niehaus, Merlin Sandmeyer, Gabriela Maria Schmeide, Maja Schöne, Cathérine Seifert mit der Musikerin Carolina Bigge) gespielt werden. Es entspinnt sich während dieses zweistündigen Zusammenkunft eine bezwingende meditative Stimmung, die Sebastain Nübling hier auf so kongeniale Weise mit dem Thalia Ensemble inszeniert hat, dass man als ein weiterer Fan die Aufführung verlässt. Es wurde ein Young-Gottesdienst mit einer verschworenen Gemeinschaft, mit liturgischem Gesang, mit Predigten, mit Erkenntnissen, mit Hoffnungen und mit Tröstungen. Ganz zum Schluss bleibt die Drehscheibe kurz stehen, dreht sich in die andere Richtung. Ist ein Ausweg aus dem Gefangensein möglich? Doch dann dreht sie sich weiter, wenn auch etwas verlangsamt. Das Durchbrechen des Kreises wird ein Traum bleiben.
Birgit Schmalmack vom 5.12.19



Zur Kritik von

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