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Herero_Nama, Kampnagel

Herero_Nama

Kein Mitleid bitte

Kaum jemand im Publikum werde etwas über diese geschichtliche Schuld Deutschlands wissen. Davon ist einer der Performer auf der Bühne überzeugt. Schließlich stehe in kaum einen Schulbuch etwas über diese geschichtliche Phase des Deutschen Reiches So liefert Nuran David Calis in der ersten Hälfte seiner Inszenierung "Herero_Nama" nur hard facts. Historische Aufnahmen werden auf die Leinwände projiziert und Dokumenten aus Archiven werden vorgelesen. Drei Schauspieler (Sithembile Menck, Yuri Englert, Stefko Hanushevsky) schreiten dazu in weißen Kutten-Gewändern mit weißen Masken über die Bühne, setzen sich an einen der beiden Tische und referieren die Sachverhalte. Zwei Laien-Darsteller (Christel Ihmann, Israel Kaunatjike) lassen ihre eigenen Familienerlebnisse mit einfließen.
Zwischen 1884 und 1915 war Namibia eine Kolonie des Deutschen Kaiserreichs. Mit der Ansiedlung der Deutschen ging die fortschreitende Entrechtung der Herero und Nama einher. 1904 brach ein erbitterter Kampf aus, den General Lothar von Trotha brutal niederschlug – circa 90.000 Herero und Nama kamen durch Zwangsarbeit, Hunger und offene Gewalt um.
Nach dieser Geschichtsstunde greift Calis zum bewährten Mittel seines Dokutheaters: Er lässt die Schauspieler und betroffenen Laien in ein persönlich eingefärbtes Gespräch eintreten. Dabei stehen die beiden weißen Schauspieler als Stellvertreter der Deutschen auf der Bühne, die schwarzen Laiendarsteller als Betroffene und Ankläger, die schwarze Schauspieler als Vertreter der heutigen schwarzen Community. Doch das Gespräch zwischen den Schauspielern und den beiden Laien-Vertretern verläuft außergewöhnlich vorsichtig und zahm. Denn schnell ist für beide Seiten klar: Die Deutschen haben Schuld auf sich geladen.
Mit am Tisch der beiden Laiendarsteller sitzt der schwarze Sozialanthropologe Julian Warner. Er interessiert sich als Einziger für das Strukturelle und für die Fallstricke dieser Inszenierung. Was und wie wollen wir von Unrecht erzählen? Was kann ein Stück über einen ersten Völkermord, der bisher gesellschaftlich noch nicht akzeptiert ist, bewirken?
Er wagt provokative Thesen: Ist die Gefahr eines ausschließlichen westlichen Diskurs, auch wenn Vertreter der afrikanischen Seite mit auf der Bühne sitzen, nicht sehr groß? Ist die "Kolonialität", d.h. die Strukturierung der Welt in Kolonialvölker und ihre ausgebeuteten Untertanen, nicht immer noch zu präsent? Er will Wunden offen lassen, statt die Täter mit einem Schuldeingeständnis davon kommen lassen. Doch diese Fragen bleiben nur als Denkanstöße im Raum stehen. Sie fuhren zu keiner Auseinandersetzung auf der Bühne, zu keinem dezidierten Schlagabtausch der Ansichten, da sie ohne Erwiderung bleiben. Warum wagt Calis bei diesem Thema so wenig konzentrierte Zuspitzung, die seine vorherigen Arbeiten so spannend machte? Vielleicht weil die Themen, die er bisher anfasste, einerseits eher in seinem eigenen Erfahrungsschatz beheimatet und außerdem schon als Diskurs in der Gesellschaft angekommen waren? So leistet Calis mit diesem Stück eher klassische Aufklärungsarbeit statt ein ausgereiftes politisches Theaterstück abzuliefern.
Birgit Schmalmack vom 2.10.19









Zur Kritik von

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