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| Bruder Norman, Polittbüro |
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Bruder Norman, Polittbüro
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Deine Feigheit bringt meine zum Schwinden
Niklas Frank steht in der Anatomie. Sein Bruder Norman ist gestorben. Viel hatten die beiden Brüder nicht gemeinsam, außer ihrem Vater, dessen Stimme durch das alte Radiogerät ertönt: Hans Frank, der als Hitlers Generalgouverneur in Polen dessen Befolge zur Massenermordung von Juden und Polen umsetzte. Im folgenden Gespräch zwischen den ungleichen Brüdern versucht Niklas das Handeln seines Bruders zu ergründen, nicht zuletzt um sein eigenes besser zu verstehen. "Deine Feigheit bringt meine zum Schwinden," behauptet Niklas im Verlauf des Diskussion, die Norman stets mit der Flasche in der Hand führt. Niklas machte die Aufarbeitung der Verbrechen seines Vaters zu seiner Lebensaufgabe, während Norman sich die Verdrängung zum Lebensmotto erkor. Während Niklas ein Dokument nach dem nächsten aus seiner Lederaktentasche zückt und dem Bruder unter die Nase hält, läst dieser seine Gedanken in Alkohol dahin schwimmen Er trinkt sich seine Weltwahrnehmung zurecht. Er schließt seine Augen vor der Realität und kann sich so seine Liebe zu seinem Vater bewahren. Zum muss Niklas zugeben: "Ich beneide dich." Niklas war unter den fünf Geschwister immer der Außenseiter, der weder von der Mutter noch von dem Vater die Aufmerksamkeit bekam, die er sich so sehnlichst wünschte. Norman dagegen war Mamas Liebling. Der Vater nannte Niklas immer "Fremdi", da er ihn für ein Produkt der Liaison seiner Frau mit ihrem Geliebten hielt. Doch auch Normans Liebe zum Vater blieb ohne Widerhall an Zuwendung. Der Vater war mit wichtigeren Aufgaben betraut als sich um Kinder zu kümmern. Die große Politik unter dem großen Führer Hitler band all seine Energie. Regisseur Wolf-Dietrich Sprenger hat mit den beiden exzellenten Schauspielern Stephan Benson und Christian Nickel das Buch "Bruder Norman" von Niklas Frank mit vier Stühlen, einem Radiogerät und etlichen Schnapsfalschen auf die Bühne gebracht. Es zeichnet kein Schwarz-Weiß-Bild, sondern die vielschichtige und schwierige Suche der Folgegeneration nach dem angemessenen Umgang mit den Taten ihrer Eltern. Welche Auswirkungen haben ihre Verbrecher auf die Kinder? Wie beziehungsfähig können Kinder sein, die nie Liebe erfahren haben? Wie können sie zu einem Umgang mit den Vergehen ihrer Vorfahren finden, ohne daran selbst zugrunde zu gehen? Welches ist der bessere Weg: Verdrängen, Abspalten oder Konfrontation mit der Vergangenheit? Diese Fragen werden alle gestellt, aber zum Glück nicht eindeutig beantwortet. Ein spannendes Kammerspiel der Vergangenheitsbewältigung: nicht als abstrakte Abhandlung, sondern ganz konkret an einer Familiengeschichte. Und durchaus mit aktuellen Fragestellungen, zum Beispiel wenn Niklas behauptet: "Ohne Feigheit kann keine Gesellschaft existieren." Und der Zuschauer sich unwillkürlich fragen muss, wie viel Mut eine Gesellschaft auch heutzutage immer noch braucht. Birgit Schmalmack vom 17.9.19
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Zur Kritik von
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Die Nase, Staatsoper
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