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| Draußen vor der Tür, Engelbach&Weinand |
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Draußen vor der Tür, Engelbach&Weinand
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Gerade die Kunst
Eva Engelbach und Marcel Weinand haben sich ihr "Vivarium" eingerichtet. In der Pop-Up-Gallery, Grindelallee 129. Dort ließen sie sich für fast zwei Wochen beim Leben und Arbeiten über die Künstler-Schulter gucken. Das Team Weinand und Engelbach ist aus langen Jahren der Zusammenarbeit gut eingespielt. Das merkt ihnen an, als sie in ihrer Heilsarmeeuniform die Mikro-Bühne, die einzig durch ein kleines Podest mit einem abgenutzten Teppich markiert ist, betreten. Sie scheinen sofort in ihrem Element, auch wenn sie ihren Dienst nicht unbedingt im Sinne des Herrn sondern im Geiste des Kunst verrichten. Denn "Gerade die Kunst" dürfe nicht schweigen, so verkünden sie gleich zu Beginn ihres letzten Abends im Vivarium, der Wolfgang Borchert gewidmet ist. Wer Weinands Inszenierung "Draußen vor der Tür" schon in der Langfassung am Lichthof gesehen hat, ist überrascht, wie wenig die Kurzfassung vermissen lässt. Die Beiden übernehmen einfach alle Rollen und alle Songs selbst. Trotz des minimalistischen Rahmens wird die Botschaft des Dramas um den lebensmüden Kriegsheimkehrer Borchert klar: Keiner kann diesen vom Krieg ausgespuckten Beckmann gebrauchen, auch die Bühne nicht. Eine zu traurige Gestalt ist er mit seinem Gasmasken-Brillengestell, das er immer noch trägt, wo doch alle nur verdrängen wollen. Wenn Weinand und Engelbach es jetzt als musikalisches Kabarett inszenieren, bleibt das Lachen im Halse stecken. Im Anschluss betraten Stephan Möller-Titel und Jochen Klüßendorf die kleine Bühne mit so vielen Instrumenten, dass sie kaum auf das Podest passten. Mit weiteren Kostproben aus dem Werk des schon mit 26 Jahren verstorbenen Autors Borchert rundeten sie den Abend ab. Sie zeigten die Vielfalt seines Talents, aber auch ihr eigenes. Ob sie nun mit verteilten Rollen vorlesen und dabei die Personen perfekt nachahmten oder ob sie die Atmosphäre mit stimmungsvollen Hamburg-Songs geschickt untermalten, brachten sie nicht nur die melancholischen sondern auch die sprachgewandten und humorvollen Seiten von Borchert zum Glänzen. Es ist zu hoffen, dass Engelbach und Weinand ihr Vorhaben umsetzen können: Nächstes Jahr planen sie eine Fortsetzung ihres Vivariums. Man darf gespannt sein. Birgit Schmalmack vom 6.5.19
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Die Orestie, Theaterfestival Prinzenpack
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