Keine Opfer!
Es hat Soff gegeben und Gregor (Quintus Hummel) hat zugeschlagen. "Wir sind eben keine Opfer," meint er zu seiner Verteidigung. Eine Anzeige habe er jetzt am Hals, wirft ihm sein Freund (Andre Grave) vor. Wie ein Friedensengel wirkt der junge Mann mit der tief in die Stirn gezogenen schwarzen Kapuze seines Hoodies und seiner zum Sprung bereiten Körperhaltung nicht gerade. Als er dann noch seinen Freund mit einem heftigen Schwung auf eine der Schultische wirft, dürften sich viele der Zuschauer schon ein erstes Bild des aggressiv auftretenden Mannes gemacht haben. Doch das ist nur einer der geschickten Schachzüge des Autors Michael Müller für "Prinzenpack". Denn eigentlich geht es hier um eine Liebegeschichte, um zwar um die zwischen zwei jungen Männern, Das "Prinzenpack" packt die Zuschauer unter der Regie von Johannes Nehlsen bei ihren Vorurteilen und das ganz hautnah. Die Schauspieler setzen sich auf die Schultische, krabbeln zwischen den Beinen der Zuschauer hindurch, trommeln auf die Tischplatten und huschen immer wieder durch den engen Klassenraum. Vor ihren Einfällen sind die Zuschauer nie sicher. Langweilig wird es so auf keinen Fall. Nur mit einem Overheadprojektor und einer Lautsprecher erzählen die Beiden von ihrem Coming Out. Im Fitnessstudio lernten sie sich kennen. Für Marek war die Sache gleich klar, doch Gregor versuchte zunächst seine Gefühle auf die Mainstreampfade zu schicken. Er schwärmte lautstark von seiner Traumfrau Yasmin. Diese sorgte für einen vollen Terminplan, in dem für das Fitnessstudio kein Platz und er vor Marek erstmal sicher war. Doch mit der Lüge lässt sich auf Dauer nicht leben und auch keine ernste Beziehung gestalten. So fanden die beiden Männer doch noch zueinander. Die beiden jungen Schauspieler bestätigen keines der Vorurteile, die über Homosexuelle gerade unter Jugendlichen kursieren mögen. Sie sind tuff, cool und smart. So erreichen sie mit ihrem unaufgesetzten, lebensnahen Spiel, dass sich im anschließenden Nachgespräch ein intensiver Austausch über Liebe, Lebensziele, Beziehung und Geschlechtervorstellungen entwickeln kann. So kann Theater sein: kurz, intensiv, packend, anregend und ergreifend. Das Stück kann für Schulklassen gebucht werden oder am 23. und 24.5. im Monsuntheater erlebt werden. Birgit Schmalmack vom 10.5.19
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