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| Heilig Abend, Theaterfestival |
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Heilig Abend, Theaterfestival
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In Echtzeit Ein Kammerspiel für zwei Schauspieler und eine Uhr, so nennt Daniel Kehlmann sein Stück "Heilig Abend". Während die Uhr auf der Bühne tickt, läuft auch die Zeit im Stück. Eine Frau (Sophie von Kessel) wurde festgesetzt. In Handschellen hängt sie nun in einem leeren Raum am Waschbecken. Von einem Unbekannten (Michele Cuciuffo) wird sie eines Verhörs unterzogen. Er scheint alles von ihr zu wissen. Wer gestern Abend bei ihr zu Besuch war, wie lange er blieb, wen sie heute besuchen fahren will, wie oft sie ihre Eltern bei Auslandaufenthalten angerufen hat, welche Dateien sich auf ihrem privaten PC befinden. Er scheint sogar in ihre Gedanken blicken zu können, verdächtigt er sie doch, im Geheimen an einem Plan zum Umsturz dieses Systems zu arbeiten, obwohl sie derweil als Professorin einer staatlichen Hochschule Teil dieses System ist. Um halb elf abends erfolgte der Zugriff. Eineinhalb Stunden bleiben dem Polizisten bis zur vermeintlich geplanten Bombenexplosion um Mitternacht an einem Heilig Abend, an dem die meisten zu Hause unterm Weihnachtsbaum sitzen und kaum Opfer zu beklagen wären. Die Frau Professorin elegant, eloquent, blond, schön im schwarzen Hosenanzug zu grauem Wollmantel glaubt sich zunächst auf der sicheren Seite. Ihre bürgerliche Fassade wird sie vor Drangsalierungen durch den Polizisten schützen. Wir leben doch in einem Rechtstaat. Doch der Polizist ist unter Erfolgsdruck. Hat er doch die Professorin an einem Feiertag in diesen Verhörraum abführen lassen. Nun muss er liefern. Haben er und seine Kollegen den richtigen Riecher gehabt, als sie auf ihrem PC die verdächtige Datei mit den Anschlagspläne entdeckten? Lassen sie sie vorschnell wieder frei und eine Bombe explodiert, haben sie ein Problem. Allerdings auch, wenn sie sie unschuldig festhalten. Also setzt der Polizist nicht nur verbale Daumenschrauben an. Ein heftiger Schlagabtausch beginnt, der auch die intimen Bereiche nicht auslässt. Hinter dieser Beziehungsgeschichte steht eine weitere: die unerfüllte Liebesgeschichte zwischen der Frau und ihrem Ex-Mann, der im Nebenzimmer verhört wird. Einer von beiden soll den anderen verraten, um sich selbst fest zu bekommen. Wer wird es sein? Wird einer sogar die Unwahrheit behaupten, nur um freizukommen? Bis zum Schluss bleibt unklar, ob es eine Bombe gibt oder nicht. Doch klar wird: Der Staat kann sich alle Daten verschaffen, die er braucht um jeden in sein Verdachtsvisier zu bekommen und so lange unter Druck zu setzen, bis er das gesteht, was der Staat hören möchte. Die vermeintliche Terrorgefahr erlaubt alles. Die zweite Ebene ist der Kampf zwischen den Klassen, zwischen Arm und Reich, zwischen Elite und Arbeitern. Wer ist berechtigt zum Aufbegehren? Nur die Unterdrückten oder auch die Eliten? Wie glaubwürdig ist eine Frau Professorin, die sich eine Revolution wünscht? Die dritte Ebene ist die Frage nach der Standhaftigkeit von Menschen die unter diesen Druck geraten. Wie belastbar können Liebe und Vertrauen sein, die zwei sich schwören? Die drei Ebenen vermengt Kehlmann zu einem Kammerspiel, das einem Thriller gleicht. Durch das intensive und glaubwürdige Spiel der beiden Hauptdarsteller wird das Gastspiel des Residenztheaters zu einem spannenden Theaterabend. Dazu hätte es das spektakuläre Ende nicht gebraucht. Ganz im Gegenteil, ein offenes Ende hätte die Zuschauer noch mehr zum Weiterdenken angeregt. Birgit Schmalmack vom 24.5.19
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»brujx« , Hello-Festspiele
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