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| Warten auf Godot, Thalia |
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Zur Kritik von
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Warten auf Godot, Thalia
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Is mir egal
Ein Berg aus Paletten ist der Treffpunkt der beiden Typen in Addidasjacken und Jogginghosen zu farblich passenden Sportschuhen und Hüten. Trotz ihrer Markenklamotten sehen sie nicht besonders cool aus. Die Chiller, die so gern die Checker wären, vertreiben sich ihre Wartezeit mit ihren wohl eintrainierten Schmalspurwitzchen, mit Spielchen, mit kleinen Songs, mit altbekannten Späßen. Lass uns gehen, hier ist nichts los. Können wir nicht. Warum nicht? Wir warten doch. Auf wen? Auf Godot. Der eine (Jens Harzer) hat klar die Führerrolle inne, was seine übergroße Brille schon anzeigt, während der andere (Jörg Pohl) mit seiner in die Socken gesteckten Jogginghose seine Tölpelhaftigkeit auch optisch deutlich macht. Vielleicht sollte man besser getrennte Wege gehen, fragen sie sich ein ums andere Mal. Doch mit wem und wohin? Aufgrund mangelnder Alternativen und Antriebskraft vertrödelt man die Restzeit des Lebens halt gemeinsam. Wieder ein Tag des Lebens überstanden, sagen sie sich, wenn es Nacht wird und sie ihre Warterei für heute beenden. Doch dann sorgen zwei Besucher für Abwechselung. Nicht etwa der ersehnte Godot kommt sondern Podzo mit seinem Diener Lucky. In ihnen werden die beiden Alltagsclowns direkt mit Unterdrückung und Gewalt konfrontiert. Sie schwanken zwischen Mitleid, Unterstützung, Lachen und Mitmachen. Dennoch bleiben sie stets Zuschauer, die sich schnell in die "Egal"-Position der Unbeteiligten und Machtlosen zurückziehen. Stefan Pucher hat in seiner Inszenierung des altbekannten Klassikers von Beckett viele Assoziationsfelder aufgemacht, eventuell zu viele. Er verortet die Szenerie im Heute. Das gelingt ihm mit den beiden wunderbaren Hauptdarstellern Harzer und Pohl als chillendem Clownspaar wunderbar. Podzo (Oliver Mallison) kommt weniger überzeugend als Möchtegern-Rocker und Lucky (Mirco Kreibich) mit Abu Ghraib-Haube auf dem Kopf ziemlich ausdrucksbeschränkt daher. Die schwarz-weißen Videobilder und die Musik machen bei ihrem Auftreten dazu die grobkörnigen Fantasiebilder eines Italowesterns auf der Rückwand auf. Nach der Pause rappt Harzer zu HipHopklängen vom Plattenspieler: „Is mir egal“. Existenzialistische Not stellt sich so eher nicht ein. Auch die Erklärung im Programmheft, das Beckett eventuell eine Situation zweier Widerständler der Resistence, die auf ihren Schlepper warten, beim Schreiben seines Stückes im Kopf gehabt hat, wird auf der Bühne nicht offensichtlich. Sehr unterhaltsame drei Stunden im Thalia Theater sind das geworden, aber die Dringlichkeit früherer Arbeiten von Pucher fehlt. Birgit Schmalmack vom 24.3.16
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Unter Verschluss, Kontraste Peer Gynt, Schauspielhaus
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