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Roots, Thalia

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Unsichtbare Wände

Der franko-algerische Choreograph Abou Lagraa war auch dieses Jahr wieder vertreten. Während er in „NYA“ tänzerische Einblicke in die besonderen Beziehungsstrukturen innerhalb einer Männergesellschaft gab, bezog er dieses Mal in „Roots“ seine künstlerische Energie aus dem inszenierten Zusammentreffen seines algerischen Männerensembles mit französischen Tänzerinnen. Er wollte die unsichtbare Wand zwischen Männer und Frauen in seiner muslimischen Heimat-Kultur sichtbar machen. Wenn Berührungen in der Öffentlichkeit verboten sind, wird der gemeinsame Tanz auf der Bühne zu einer Herausforderung, bei der jede Seite um ihre Würde kämpfen muss. Die Frauen demonstrieren ihre Stärke und ihre Weiblichkeit und die Männer positionieren sich dagegen mit Kraft- und Machtvorführungen.
Ihre Begegnungen lassen zunächst wenig Zärtlichkeit zu. Sie brauchen Schmiermittel, die Abou Lagraa mit Hilfe von Erde und Wasser auf der Bühne erschafft. Erst erdverschmiert haben die Tänzer eine zweite Haut und können sich in aller Sinnlichkeit auf Berührungen einlassen. Doch ihre abwehrenden Zuckungen zeugen von dem Kampf, der währenddessen in ihnen zu toben scheint. Lagraa nutzt die zahlreichen tänzerischen musikalischen Traditionen seiner Mitwirkenden, um aus Breakdance, HipHop, Modern Dance und Ballett eine neue Tanzsprache entstehen zu lassen, die auf der Bühne von der Eroberung neuer Räume erzählt. Noch spannender wäre es natürlich gewesen, wenn Lagraas ursprünglicher Plan geklappt und er muslimische Tänzerinnen für sein Projekt gefunden hätte.
Birgit Schmalmack vom 8.2.15



Macbeth, Thalia
Late Night, Thalia

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