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Kindersoldaten, Thalia

Kindersoldaten, theaterbremen

Sei eine Bestie

Sei eine Bestie, trichtern die Kommandanten den Neuankömmlingen ein. Wenn du ein Gewehr in der Hand hältst, bist du ein Mann, vermitteln sie den Kindern. Vor ihren Augen lassen sie einen Gefangenen zerstückeln. Wenn du nicht tötest, töten wir dich genau so, beschwören sie die Kinder.
In vielen Ländern der Erde werden Kinder als Soldaten benutzt. Stellvertretend für sie schlüpfen siebzehn, wohlbehütet in Deutschland aufwachsende Kinder im Alter von 10 bis 17 Jahren in ihre Rollen.
Nachdem vor den Augen der Kinder ihre Eltern von den vermeintlichen Feinden ermordet worden sind, haben sie wenig zu verlieren und sind leichte Beute der Kommandanten . Ein hartes, intensives Training in der Gruppe folgt. Körperliche Ertüchtigung, Übungen mit Stöcken und Gewehren, Einnahme von Drogen und kontinuierliche Abstumpfung der natürlichen Impulse legen den Schalter irgendwann bei allen um. Ab da ist Töten wie Wasser Trinken. Sie haben ihren Zugang zu ihren Gefühlen verloren. Der Suchtfaktor kann wirken. Plötzlich fühlen sie sich wichtig, stark, erwachsen und mächtig. Sie können nicht zurück und sie wollen es auch nicht.
aSie sprechen die übersetzten Tondokumente ins Mikro, rufen im Chor die Parolen, schlagen auf ihren Eimertrommeln den Takt zu den Soldatengesängen. Sie machen als Gruppe deutlich, dass auch das Kindersoldatendasein von der Gruppendynamik lebt. Nur aus der unbedingten Gemeinschaft der Truppe erwächst das Gefühl der Stärke, das vorgeben kann, alle Feinde bezwingen zu können.
Grünwald schafft es mit einfachen und eindruckvollen Mitteln die Kinder zu einer Gruppe der geballten Energie zu formen, deren Wucht sich kaum einer der Zuschauer in den engen Zuschauerraum der Garage entziehen kann. Mit Stöcken schlagen sie solange auf die hängenden Sandsäcke, bis sie platzen und abfallen. Aus Eimern schmieren sie sich gegenseitig Schlamm ins Gesicht und aus Flaschen Blut über den Körper, bis die Webcam sie wie erschöpfte Krieger an die Hinterwand projiziert. Im Kreis hetzen sie sich zu Kampfliedern herum, bis sie schwer atmend stehen bleiben. Beleuchtete Wasserkanister mit aufgemalten Gesichtern knipsen sie wie ermordete Gegner nacheinander aus. Zum Schluss sind die Kindersoldaten als Flüchtlinge in Deutschland gestrandet, traumatisiert und unfähig am Leben der Deutschen teilzunehmen. In einer langen Reihe stehen die 17 deutschen Jugendlichen vor den Zuschauern und schauen ihnen ins Gesicht. Wie wird ihre Zukunft aussehen?
Birgit Schmalmack vom 3.2.15



Anatol, Monsun

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