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Gefährten

Zur Kritik von

morgenpost  
Berliner Zeitung 
 


Gefährten


Die Kraft der Liebe

Er wird sich verlieben und verlieren. Doch nicht in eine Frau sondern in ein Pferd. Als der junge Albert (Philipp Lind) unerwartet zu einem Fohlen kommt, widmet er sich mit liebevoller Hingabe der Erziehung des scheuen, ungestümen Wesens und macht es zu seinem ihm treu ergebenen und energiegeladenen Hengst Joey. Doch dann bricht der erste Weltkrieg aus und alle Männer und Pferde sind aufgefordert an der Front ihre Pflicht zu tun. Die beiden werden getrennt: Albert ist noch zu jung für den Kriegsdienst, aber Joey wird nach Frankreich verschifft. Doch der Krieg dauert länger als die erwarteten paar Monate und Albert macht sich schließlich mit dem Rad auf die Suche nach seinem Pferd.

In der Inszenierung des National Theatre of Great Britain (Orginalregie: Tom Morris) im Berlin Theater des Westens (Berliner Regie: Polly Findlay) werden nicht nur die Figuren der Menschen lebendig sondern auch die der Tiere. Die südafrikanische Handspring Puppet Company hat dazu lebensgroße Pferdepuppen erschaffen, die faszinierend lebendig werden, obwohl die Puppenspieler jederzeit sichtbar bleiben. So schafft es diese Umsetzung des Romans von Michael Morpurgo in der deutschen Fassung von John von Düffel echtes Mitgefühl für die tiefe Verbindung zwischen Mensch und Tier erlebbar werden zu lassen.
Die Kommentierung des Geschehens durch einen Sänger wäre dabei verzichtbar gewesen; die Texte seiner Lieder enthalten eine Spur zuviel Betulichkeit und Küchenphilosophie.

Gleichzeitig ist neben dieser Liebes- auch ein Stück Zeitgeschichte zu sehen. Die geschilderten Schrecknisse des ersten Weltkrieges, die die Soldaten zu passiven Marionetten machten, verdeutlichen eindrucksvoll die Ausweglosigkeit und Sinnlosigkeit ihres Tuns. Dazu werden gezielt und gekonnt alle Theatermittel eingesetzt. Die Granaten explodieren, die Maschinengewehrsalven rattern, die Gaswolken ersticken die Menschen, das Blut spritzt. Auf dem Wolkenband, das quer über die Bühne gespannt ist, wird das Bühnengeschehen in Schwarz-Weiß-Zeichnungen abstrakt geschickt weitergeführt. Hier sind Könner der Inszenierungskunst am Werk. Doch die Botschaften dieses Stoffes verdienen diesen Aufwand. Verdeutlicht er doch eindrücklich die Grausamkeit des Krieges und die Kraft, die trotzdem die Liebe verleihen kann.
Birgit Schmalmack vom 31.7.14




 

Moliere - wach auf!

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