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Push yourself to the limit

Dass der Selbstmaximierungsspruch, den Mutter Amanda (Anja Lais) ihren beiden Kindern immer wieder vorhält, nicht der Entwicklung ihrer tatsächlichen Möglichkeiten entspricht, macht Regisseur Sebastian Kreyer von Anfang an klar: Seine Familie Wingfield haust in einem Trailer Park. Ihr abgeschrabter Wohnwagen vereinigt den Sperrmüll einer vermeintlichen Wohlstandgesellschaft. Bierkästen, Campingmöbel, Sofalampen, Hawaii-Sonnenschirm, Plastikblumen müllen den Platz vor dem mobilen Heim voll.
Doch die Wingfields geben sich reichlich Mühe sich immer wieder zu pushen. In einer Eventgesellschaft hängt die Diskokugel von der Decke, damit die Stimmung ganz nach Bedarf durch eine paar gängige Hits und den dazugehörigen Choreographien angeheizt werden kann. Amanda schmeißt sich dann in irgendeinen Fummel, setzt sich eine der zahlreichen Perücken auf, um sich wieder neu selbst zu inszenieren. Mal gibt sie die sexy Sechsiger-Jahre-Lady, mal die Peitschen schwingende Dompteurin, mal die Unschuld aus dem reichen Süden, die sie früher einmal war. Denn leider haben sich alle ihre hochtrabenden Karriereambitionen nicht erfüllt. Ihr Ehegemahl ist getürmt. Ihr Sohn (Orlando Klaus) fristet sein Leben als kleiner Angestellter in einem Lager und ihre Tochter (Marie Rosa Tietjen) leidet an einer unbedeutenden Gehschwierigkeit und einem ausgewachsenen Minderwertigkeitskomplex.
Laura stolpert mit verkrampften Armen und Beinen durch die Kulisse. Manchmal lallt sie nur die Wörter. Sie kennt ihre Rolle. Die Gesellschaft hat sie ihr häufig genug vor Augen geführt. Sie ist als Sonderling aussortiert aus der Leistungsgesellschaft. Der Sohn muss den Lebensunterhalt für alle drei verdienen, denn Amanda setzt ihre Energien hauptsächlich dafür ein, um ihre Kinder ständig anzutreiben. „Push yourself to the limits“ predigt sie ihnen schon vor dem Frühstück. Tom hat derweil ganz andere Träume. Er plant seine Flucht. „In the navy“, wie die Village People ihm vorträllern, zieht es ihn. Doch zuvor erfüllt er seiner Mutter noch einen Wunsch: Er bringt seinen Arbeitskollegen Jim (Carlo Ljubek) mit nach Hause, um seiner Schwester Laura endlich zu einem Date verhelfen. Dieses Ansinnen geht gründlich schief. Zwar taut Laura unter den Komplimenten Jims tatsächlich auf, aber das Erwachen ist umso schmerzlicher; Jims Heirat steht kurz bevor. Dass ihm diese Familiengründung wenig helfen wird, macht das letzte Bild klar: Alle vier sitzen gleichermaßen ermattet und desillusioniert in der Trash-Kulisse vor dem Wohnwagen, alle gescheitert an ihrer Verwirklichung ihres amerikanischen Traums.
Dieses Stück von Tennessee Williams übersteht selbst die Brachialregie eines Jungen Wilden wie Sebastian Kreyer. Der führt mit einer Vielzahl von Einfällen vor: Alles Theater, alles nicht ernst zu nehmen, alles nur Symbol. Dafür dass es derweil nicht zu anstrengend wird, sorgen zahlreichen Slapstickepisoden, Tanzeinlagen und Showelemente. Immer wieder steigen die Personen aus ihren Rollen aus, zeihen lustige Kostümierungen über und stellen sich und ihr Spiel in Frage. Doch Kreyer weiß auch, wann er das Stück ernst zu nehmen hat. Wenn Jim und Laura sich scheinbar näher kommen, verlässt er sich ganz auf den Text. Mit den genau kalkulierten Effekt: Der Aufprall auf die Wirklichkeit ist umso krasser.
Das gelingt auch, weil die Schauspieler in jedem gewünschten Wechsel sekundenschnell brillieren. Begeisterter Applaus am Schluss im prall gefüllten Malersaal.
Birgit Schmalmack vom 6.1.14



Zur Kritik von

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Wann wird es endlich wieder so...
Werner Schlaffhorst

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