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Foxi, Jussuf, Edeltraud

Foxi, Jussuf, Edeltraud


Is ja so

Foxi fläzt sich in seinen Sessel und berichtet stolz von seinem ereignisreichen Leben im Kölner „Nachtleben“, in dem sich das Kölner Original bestens auskannte. Er schwärmt von schönen Zeiten, in denen sich Streitigkeiten mit einer kleinen Schlägerei und dem gemeinsamen anschließenden Bierchen klären ließen. Außer wenn man wider Erwarten an den Falschen geriet, der einen anzeigte. Erst der zweijährige Aufenthalt in einer „Kur-Zelle“ machte aus Foxi einen soliden Bürger, der seinen Lebenshunger jetzt beim Taxifahren stillt.
Edeltraut hat die Zeiten des roten Teppichs genossen. Als Gattin eines Vorstandsvorsitzenden von Krupp, Deutz und schließlich Volkswagen hat sie den Glamour der Schönen und Reichen miterleben dürfen. Doch sie erfuhr auch, wie schnell der Teppich wieder eingerollt ist, wenn der Erfolg vorbei ist. Als ihr Mann an Alzheimer erkrankte, bestand ihr Leben für 13 Jahre nur noch aus der Pflege ihres kranken Mannes.
Jussuf hat sich als Kind türkischer Einwanderer versucht hochzuarbeiten. Strebsam machte er eine Ausbildung, doch fand anschließend keine Arbeit in seinem Beruf. Erst landete er im Sicherheits- dann im Museumsdienst. Hier genießt er und die Ruhe sich mit Kunst auseinanderzusetzen. Ihm ist der Stolz anzumerken, dass die Kunstwerke mittlerweile zu ihm sprechen.
Rote Brille, rote Krawatte, Haare zum Pferdeschwanz gebunden, dunkles Jackett – Marcus John ist zum Museumswärter geworden. Haare offen, Schnurrbart angeklebt, Lederjacke übergezogen – John mutiert zum Kölner Zuhälter und Taxifahrer. Perlenohrringe angesteckt, Lippenstift aufgetragen, Stola umgelegt – John wird zur wohlhabenden Unternehmerswitwe. Allen drei hat John aufmerksam zugehört und zugeschaut. Auf der kleinen Multibühne haben sie alle ihren angestammten Sitzplatz: Edeltraut die Blümchencoach, Foxi den abgetragene Ledersessel und Jussuf den Lederhocker neben dem Museumstemperaturmessgerät. Wie das Leben so spielt, lässt John sie im O-Ton erzählen. Mit wenigen Gesten und Tonfalländerungen macht John den Wechsel klar. Er braucht nicht viel, um die Figuren sehr lebendig werden zu lassen.
Nach der Pause verleiht John seinen Figuren noch mehr Tiefgang. Er bringt sie an Punkte ihres Lebens, in denen ihr pragmatischer Mutterwitz nicht mehr ausreicht. Edeltraut erkrankt an Krebs, Foxi sehnt sich nach einer Familie und Jussuf eröffnet seine Homosexualität. Unter jeder ihrer lebenslustigen, harten Schalen verbirgt ein weicher Kern. Somit wird auch diese Aufführung wie jedes Kunstwerk zu einem „Projekt des Betrachters“, wie Jussuf lebensklug zum Schluss anmerken darf. Der Applaus des bis auf den letzten Platz gefüllten Malersaals ist John gewiss.
Birgit Schmalmack vom 29.12.13



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