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| Kriegsbraut, Heimathafen |
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Zur Kritik von
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Kriegsbraut
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Im Einsatz für Deutschland
Die Nationalhymne ertönt verzerrt auf der E-Gitarre des Musikers Mando. Dann greift er zum Megaphon: „Antreten!“ Seine Rhythmen werden treibender. Die Drei in Uniform haben ihre Fitness in Runden um den Sandhaufen in der Mitte der Bühne unter Beweis zu stellen. Esther (Katrin Hansmeier) ist Soldatin geworden. Sie wird in Afghanistan stationiert. „Ich habe mir den Krieg immer laut vorgestellt“, gesteht sie ihrer Zimmergenossin Maxi (Tanya Erartsin). Als Kampfmittelbeseitigerin kann diese der Stille sofort Abhilfe verschaffen. Meist sind es Schnellkopftöpfe, die sie entschärfen muss. Schnell versteht Esther, dass ihre Aufgabe eine Mädchenschule zu schützen, als Soldatin doppelt herausfordernd ist. Den einheimischen Eltern fällt es schwer einer Frau diese Aufgabe zuzutrauen und zum Schulleiter Mehsud (Sinan Al-Kuri) knüpft sie nicht nur berufliche Bande. Langeweile, die vertrieben werden will, ist das nächste Problem. Buden- und Kasinoleben schaffen kurzfristige Abhilfe. Doch dann gerät Esther in Feindeskontakt und nichts ist mehr so, wie es zuvor war. Nicole Oder hat den Roman „Kriegsbraut“ von Dirk Kurbjuweit auf der Bühne des Heimathafens in Szene gesetzt. Dabei hat sie ihn zu einer Bühnenfassung verkürzt, die auf das Zeigbare setzt. Das Innenleben der Figuren Esther, Maxi und Mehsud wird nur angedeutet. Die Regisseurin vertraut dem Zuschauer, dass er für sich die Leerstellen füllt. Oder setzt bei der Bebilderung des Krieges statt auf Grauen auf Ästhetik. Als Bomben explodieren weiße Luftballons. Das Training der Soldaten wirkt eher wie eine gut choreographierte Aerobicstunde. Wer Erklärungen zum Sinn und Unsinn des Einsatzes in Afghanistan sucht, wird enttäuscht werden. Auch wer die Hintergrundsvielfalt des Romans wiederfinden möchte, wird unbefriedigt nach Hause gehen. Doch wer durch die Sicht einer Frau auf den militärischen Einsatz der Bundeswehr selbst zum Nachdenken angeregt werden möchte - für den lohnt sich der Abend. Birgit Schmalmack vom 18.10.12
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Der gute Mensch von Sezuan, Schaubühne Radikal, Maxim Gorki Theater
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