Lenz – eine Fluchtlinie
Karge Fluchtlinien
Lenz flüchtet aus der Stadt. Er will in der Natur seine Mitte wiederfinden, die reine Luft riechen, den Wind spüren und den Wald in sich aufnehmen.
Im Lichthof ist als einzige Referenz an die Natur das Fenster geöffnet und ein kahles Bäumchen steht auf der kahlen Bühne. Ansonsten liegt ein sandfarbener Teppich auf dem nackten Boden und ein Schreibtisch mit Laptop steht am Rand. Sehr schnörkellos gehen die Schauspielerin (Meret Mundwiler), der Tänzer (Roman Thribaud-Rose) und der Sounddesigner (Dario Quinones) der Flucht von Lenz nach. Während sie mit sehr sparsamen Bewegungen und bei wenigen Geräuschen durch den Raum schreiten, hopsen oder laufen, erzählen fast tonlos die Geschichte von Büchner.
Die Stille ist das, was Lenz sucht, und wird ihm dennoch zum unerträglichen Lärm, denn sie wirft ihn zu sehr auf die Leere in ihm selbst zurück. Doch Stille und Kargheit zum zentralen Punkt einer Inszenierung machen zu wollen ist eine performative Herausforderung. Die Zerrissenheit und die Bedrängnis von Lenz werden in der Arbeit von Regisseur Benjamin van Bebber leider nur wenig nachfühlbar. Büchners starker Text wurde hier zu sehr auf einen künstlerischen Ansatz in seinem Ausdruck heruntergestutzt. Die starre Künstlichkeit nahm ihm fast die Luft zum Atmen.
Birgit Schmalmack vom 3.9.13