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Der Sturm

Der Sturm im Lichthof Foto: Ellen Coenders

Liebesbilder

Es beginnt mit einem wunderschönen Bild: Unter einer wogenden Stoffbahn versuchen sich die Menschen vor den einstürzenden Fluten, die ein Sturm aufgewühlt hat, zu retten. Sie stehen unter dem rot angeleuchteten Tuch und drohen jederzeit von ihm verschlungen zu werden. Der Sturm wurde vom Windgeist Ariel, einer männlichen, glatzköpfigen Balletteuse, entfacht. Kein Haar sollte den Schiffinsassen gekrümmt werden. Prospero hatte Ariel dazu angestiftet. Er wollte nach so vielen Jahren auf der einsamen Insel endlich die Gelegenheit nutzen seine einstigen Widersacher, die gerade vorbeisegelten, zur Rechenschaft zu ziehen. Auch Prinz Ferdinand wird an Land gespült. Prosperos Tochter Miranda verliebt sich sofort in ihn - ein Mädchen, das bis zu diesem Zeitpunkt keinen Menschen außer ihrem Vater zu Gesicht bekommen hat.
Bis die Liebesgeschichte ihr verdientes Happy-End bekommt, sind noch etliche Dinge zu klären und gerade zu rücken. Davon erzählt der musiktheatralische Abend von opera silens im Lichthof. Hans Jörg Kapp hat mit klug ausgewählten Laiendarstellern, zwei Profimusikern und einem professionellen Sprecher einen interessanten Abend geschaffen, der zum Träumen anregt. Der sanft und amüsant animiert darüber nachzudenken, wie viel Fantasie in die vermeintliche Realität Eingang findet, in welchen Terrains die Geister ihre Wirkung haben und wie schnell die Liebe der Einbildungskraft unterliegt. Kein Wunder, dass Miranda meist die Augen schließt, wenn sie von Ferdinand schwärmt.
Das Bühnenbild ist schlicht, die Kostüme kreativ, die Musik sanft tragend, der Text klug gekürzt und die Darsteller sind wirkungsvoll engagiert. Schade nur, dass die Inszenierung die grandiose Bildästhetik des Beginnes im Laufe des Abends nicht wieder erreicht.
Birgit Schmalmack vom 23.4.13